Erst sprach ich Jan auf seine Gürteltasche an, an einem sonnigen Tag draußen beim Café Liesbeth am Zollhafen. Da freute er sich und war mit einem Foto der Tasche einverstanden. Beim nächsten Mal im Café erkannte ich ihn nicht wieder, aber sein Stil gefiel mir erneut total. So sprach ich Jan nochmal an, auf Pulli, Hemd und Farben, und diesmal auch auf unser Schicksal: „Lass mal mehr von dir fotografieren und erfahren und im sensor zeigen, hast du Bock?“
Ja, Jan hat angebissen und zugesagt. Hier seht ihr das Ergebnis. Eine neue Rubrik – die Flaniermeile. Wer sich traut gewinnt. Ich habe mich getraut zu fragen – Jan hat sich getraut, euch mehr von sich zu zeigen und zu erzählen. Er ist geborener Ostfriese, aus Emden, und mag natürlich Otto Waalkes: „Muss ich ja. Der kommt aus Emden. Mein Deutschlehrer ging mit ihm zur Schule.“
Jan hat vermutlich früher also mal ganz viele Ostfriesenwitze gehört und gekannt, als die noch „in“ waren. Ab 2006 lebte er dann in Hamburg, war 2018 an Ausstellungen eines Lego-Vereins maßgeblich beteiligt und stieg in Lüneburg beruflich als Ingenieur für Lasertechnik die Karriereleiter auf, bevor er vor drei Jahren plötzlich in einer passenden Phase ein prima geeignetes Angebot hier bekam und prompt nach Mainz umzog.

Heute zeigt er sich und seine Mode sehr gerne. Doch das war nicht immer so. Irgendwann hat es Klick gemacht – dann ging diese Entdeckungsreise zu sich selbst und zur Wirkung seiner Bekleidung für ihn so richtig los. Zu Beginn seiner Zeit in der Hansestadt war er erstmal von gewöhnlichen Jeanshosen zu Stoffhosen gewechselt, denn durch das viele Fahrradfahren in Ostfriesland wurden seine Unterschenkel so kräftig, dass ihm Kord- und Stoffhosen bequemer und obendrein schön an ihm erschienen. Dann war er mit seinem besten Freund mal in Amerika, zog dort einen Hut auf und ein Sakko an, und beide fanden Gefallen daran. So ging die Suche nach weiterem „Stilgut“ los, in Second-Hand-Läden im Hamburger Raum, online und irgendwann überall in der Welt, Jan griff mittlerweile auch mal zum Pullunder. In Urlauben gerieten zunehmend sowohl Cafés als auch in deren Nähe Vintage- Mode-Läden in sein besonderes Augenmerk. Alte Muster mag er, bunt, aber nicht fastnachtsmäßig. Er wohnte mal kurz in Japan und kam viel rum. Im Fernsehen schaute er sich in Modesendungen mal was ab und lernte so, er sei eher der Herbsttyp und welche Farben ihm stehen. Generell mag Jan Zimmermannshosen – davon hat er ein paar, klassisch in Kord, gerne braun. In Lüneburg kamen berufsbedingt Krawatten mit ins Spiel. Anfangs zögerte er, hatte zuvor noch selten solche ausprobiert, doch dann fand er Gefallen daran und hat sich bewusst für die passenden Krawatten in seiner neuen Rolle als Führungskraft interessiert und entschieden. So fiel ihm der Wechsel zwischen Privat- und Berufsleben leichter. Nicht albern sollte es aussehen, gerne bunt, aber schön und eben keine Verkleidung. Auf Krawatten mag er keine kleinen Muster oder Bildchen, sondern eher schlichtere altmodische Muster und eben farblich alles irgendwie perfekt passend. Ich habe das an ihm sofort bemerkt und war direkt begeistert.
Mich hat bei einem derart modebewussten und stilsicheren Mann wie ihm interessiert, ob er auf bestimmte Marken steht und Schmuck mag. Bei Schmuck hat er bisweilen nie großes Interesse entwickelt, auch da im Bereich Lasertechnik ohnehin vom meisten Schmuck abgeraten wird, da so verzerrte Ergebnisse entstehen und Unfälle passieren können. Da fehlt ihm also bislang Zweck und Begeisterung. Sowas braucht er eher nicht, vielleicht irgendwann mal einen Ring oder so. Zumindest drüber nachgedacht hat er kürzlich und sich in Jana Blumes Laden in der Altstadt welche angeschaut, aber bei Schmuck noch nichts gefunden, das zu ihm passt.
Da heutzutage total viele Menschen tätowiert sind, hat mich zudem interessiert, ob er sich da vom Trend hat anstecken und begeistern lassen. Er ist grafikaffin, mag einige Comics und ist recht talentiert beim Zeichnen und Skizzieren, was ihm auch im Berufsleben zugutekommt, aber Tätowierungen hat und will er keine. Sich auf eine Grafik für immer und ewig festzulegen, falle ihm schwer, sagt der Wahlmainzer. An anderen Menschen sieht er sich solche aber meistens gerne an, wenn sie ihm denn gefallen.

Welche Marken mag so ein stilsicherer Mann? Anzughosen von „Tiger of Sweden“ fallen ihm da ein. Jan kauft gerne in der Hamburger Sternschanze ein, beim „Baretta“ Laden und „Selekta- Shop“. Hemden mit lustigen Prints drauf, zum Beispiel die von „Brava“ in Bio-Baumwolle, mag er sehr. Schöne bunte Klamotten beispielsweise von „4funkyflavours“ gefallen ihm auch und dabei vor allem Polo Shirts. Das Material steht für Jan zwar nicht im Vordergrund, aber bei bunter Bio-Mode und insbesondere Kordhosen begeistern ihn „Mrs. Hippie“ aus Leipzig sowie „ATO“ aus Berlin. Da fallen ihm also doch einige Namen ein, die mir, der ich bunte Farben und Bio sehr mag, tatsächlich als Empfehlungen neu und nützlich sind. Danke dafür und für unser liebes offenes Kennenlernen, lieber Jan! Dich anzusprechen, hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt und für euch wahrscheinlich ebenfalls.
Seit drei Jahren wohnt er nun nah zur Uni in seiner schicken sanierten Wohnung – auch die hat Stil und Farben, ließ ich mir zeigen und gefällt mir. Im Rhein-Main-Gebiet und manchmal auch viele Kilometer weit weg mag Jan Partys, auf denen viele Menschen schrill und bunt unterwegs sind, etwa das Kabinett der Kuriositäten. Extravagante Stile gehören dort zum Programm. Viel Haut wird da mitunter gezeigt und mit ausgefallenen Klamotten und Accessoires kombiniert. Uns beiden ein Rätsel ist und bleibt erstmal, warum diese große buntskurrile Fete seit 2024 leider nicht mehr in Mainz im Alten Postlager stattfinden darf und somit wieder nur noch in Frankfurt steilgeht. Wobei Frankfurt eh keine weite Strecke für Jans Ausgehlust bedeutet. Für eine andere kuriose Party mit viel Haut und Programm fuhr er nämlich kürzlich mal spontan nach Nürnberg. Jan kann, worauf er Lust hat. Mein vorschnelles Fazit: ein toller Mann.
Jans lustige Anekdote noch zum Schluss: „Ich habe ja Lasertechnik und Optik studiert. Irgendwann mal abends in einer Kneipe hat mich mal jemand danach gefragt. Ich antwortete, dass ich Optik studiert habe, und er dann: Ach ja, mit gut aussehen und so? Ich: Ja, passt.“
Amors Pfeil im sensor
Nur die Liebe zählt? Sollen wir „Bumble“ und „Tinder“ in den Schatten stellen? Okay, Jan traut sich. Falls du eine Frau bist, die ihn unbedingt persönlich kennenlernen will, schick gerne ein Foto und ein paar Zeilen zu dir an: Liebe@sensor-magazin.de
Text und Fotos: Thomas Schneider