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Die neue Party-Generation: Fuchsbau + Verboten

„Verboten“. Hinter dem mysteriösen Namen steckt eine kleine Agentur mit der Mission, die Mainzer Partyszene auf Vordermann zu bringen. Kennengelernt haben sich die Gründer Ersin und Christian vor vier Jahren im Lomo. Ersin arbeitete dort und Christian legte auf. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Nach dem ersten Kontakt war schnell die Idee geboren, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen: „Mainz hat viel zu bieten, wenn man feiern will“, sagt Christian, „die Leute sind motiviert, und es gibt viel ungenutztes Potenzial.“ Lösungen also, wo andere Probleme sehen. Christian muss es wissen: Geboren und aufgewachsen in Mainz legt er auf seit er zehn ist, inspiriert durch seinen älteren Bruder. Auch Ersin aus dem Odenwald, der mittlerweile in Mainz studiert, erkennt die Chancen der studentischen Landeshauptstadt: „Es ist gar nicht so schwer, hier sein eigenes Ding zu machen. Man muss sich nur trauen.“

„Ein Tag am Rhein“ war das erste Projekt des dynamischen Duos – ein Festival auf der Planke Nord. Es folgten eine Halloween-Party und schließlich die Verboten-Reihe im Lomo – Kontrastprogramm zu Christians zweitem Projekt, den „Teenage Mutants“. Gemeinsam mit DJ-Kollege Paco tourt er mit diesem Format seit einigen Jahren erfolgreich durch die Welt: Beirut, New York, Kopenhagen, you name it. Hat man es da noch nötig, im kleinen Mainz aufzulegen? Unbedingt, findet Christian „Wir wollen nicht weg von hier. Wir sehen es vielmehr als unsere Aufgabe, etwas für die Szene zu tun und auch mal besondere Events zu bieten.“ Dabei verfolgt „Verboten“ ein klares Credo: Niemals zu groß. „Ich kann es nicht leiden, wenn zwischen Bühne und Publikum zehn Meter Abstand und fünf Securities sind“, sagt Ersin. Keine großen Bühnen also, bezahlbare Abende, und dabei immer wieder Neues schaffen! Neu wird auch „Ein Tag am Rhein“ in diesem Jahr. Nach dem Ausscheiden der Planke gibt es am Pfingstwochenende in und um die Halle 45 dieses Event. Zu Gast sind Stars wie Oliver Koletzki und der Brasilianer Victor Ruiz: „Wir sind vollkommen überwältigt mit den Anfragen, die wir bekommen“, lacht Ersin. Wer noch Karten will, ranhalten!

Ein Fuchs muss tun …

Irgendwo im Feld zwischen Lörzweiler und Nackenheim hat alles angefangen: Der „Fuchsbau“, eine liebevoll aus Sperrmüll und anderen „Abfällen“ zusammengebastelte Spielwiese, war ein magischer Ort und zwei Sommer lang geheimer Szenetreff für Elektro-Fans. Baumhäuser, Neon-Pilze und ein großes Holzschiff setzten sich zu einer charmanten Szenerie zusammen. „Erst haben wir nur Geburtstage gefeiert“, erzählt Theo, einer der Füchse. „Plötzlich kamen aber 400 bis 500 Leute zu den Partys.“ Eingeladen wurde über Facebook. Die Abende starteten in der Regel mit einer Jazzband und anschließend legten die DJs auf, unentgeltlich. Dazu gab es kostenloses Essen und Getränke auf Spendenbasis. Doch noch bevor das Ganze richtig Fahrt aufnehmen konnte, wurde dem fuchsigen Treiben ein Ende beschert. Die Gemeinde entschied, dass die Bebauung des Grundstückes illegal sei und forderte einen Rückbau. Kurze Zeit später wurde das gesamte Gelände von Unbekannten zerstört. Das Ende des Fuchsbaus? Nicht, wenn es nicht sein muss. Ernüchtert, aber keineswegs gewillt, ihre Vision aufzugeben, tingeln die Füchse im obdachlosen Zustand derzeit in Clubs und auf Veranstaltungen in der Region umher. Für das „Kabinett der Kuriositäten“ in Frankfurt haben sie eine Bühne gestellt. Auch beim Offenbacher Kuddelmuddel-Festival und der „Mach mal langsam“-Partyreihe mischten sie mit. Vor kurzem wurde sogar ein Verein angemeldet: „Konzeptmäßig können wir uns fast alles vorstellen, von Yoga bis Fahrradwerkstatt“, sagt Theo, und Tami, ebenfalls eine der Füchse, ergänzt: „Wir wollen eine alternative Gemeinschaft schaffen.“ Ein offener Raum also für alternative Kultur, Märkte, Partys, Gemeinschaftsgärten, all das könnte Teil davon sein. Doch: Bevor keine passenden Flächen gefunden werden, ist der Traum möglicherweise schnell geplatzt. Also: „Wer auch immer Platz hat oder jemand entsprechendes kennt, kann sich gerne bei uns melden“, ruft Theo (Facebook: Fridolin Fuchsbau) auf.

Text Ida Schelenz