Nudeln und Mehl und Toilettenpapier. Die Top-Artikel der Saison! Der Hygieneartikel ist vielerorts bereits so knapp geworden sein, dass viele Menschen gezwungen sein sollen, auf Alternativen zurückzugreifen. Mit negativen Folgen für Kanalisationen und Kläranlagen. Gilt das auch für Mainz?
„Ja und nein“, sagt Jeanette Wetterling. „Ja, weil es dieses Problem tatsächlich gibt. Nein, weil es kein aktuelles ist, also keine direkte Folge von Corona.“ Heißt: Seit Längerem bereits landen Dinge in der Toilette, die dort nicht hingehören, weil sie sich im Abwasser nur schwer oder sogar gar nicht auflösen. Das beginnt bei Ölen und Fetten, reicht über feuchtes Toilettenpapier, Taschen-, Küchen- und Feuchttücher bis hin zu Textilien und größere Stoffe. Und weil all das sich auf dem Weg durch die Kanalisation verbinden, verknüpfen und miteinander verkleben kann, enstehen häufig meterlange ‚Müll-Monster‘.
Gelangen die bis in die Mombacher Kläranlage, ist das aus abwassertechnischer Sicht noch das kleinere Übel. „Dort kann zwar die Rechenanlage lahmgelegt werden, letztlich aber können wir es hier noch relativ problemlos entfernen und entsorgen“, erklärt die Vorstandsvorsitzende des für die Stadtentwässerung verantwortlichen Mainzer Wirtschaftsbetriebs. Etwas ganz anderes ist das, wenn dieses ‚Ungetüm‘ auf dem Weg zum Klärwerk stecken bleibt und Rohre und Kanäle verstopft oder Pumpen lahmlegt, in dem es deren Motoren beschädigt oder sogar zerstört. Das kostet zusätzlich Zeit, Personal und Nerven. Weil der Defekt ja auch erst einmal entdeckt werden muss, das Abwasser in der Zeit aber weiter fließt. „Das kann dann nicht nur unangenehm für unseren Reparatur-Trupp werden, sondern auch für die unmittelbaren Anwohner“, erklärt Wetterling. Die Nase wäre dabei übrigens noch das kleinere Problem. Stichwort Rückstau. „Im Extremfall können dann sogar die eigenen vier Wände betroffen sein“, warnt die Unternehmenschefin, „wenn die eigenen Entwässerungsanlagen nicht entsprechend abgesichert sind.“
Und noch einen Effekt hat das Ganze. Einen, der jeden Einzelnen betrifft. „Es kostet Geld“, sagt Wetterling. So hat sich die Menge an wasserunlöslichen Stoffen, die Jahr für Jahr in der Mainzer Kläranlage rausgefischt wird, seit 2015 um fast 50 Prozent auf rund 600 Tonnen erhöht. „Dem entsprechend mehr müssen wir seitdem auch für die Entsorgung bezahlen“, erklärt die Vorstandsvorsitzende. Rechnet man dann noch die zusätzlichen Ausgaben für Personal, Material, Reparaturen und Ersatzanschaffungen hinzu, dürfte klar sein: Auf Dauer wird das natürlich Auswirkungen auf die Entwässerungsgebühren haben.
Von daher sollte jeder ein persönliches Interesse haben, darauf zu achten, dass wirklich nur das in der Toilette oder im Abfluss landet, was dort auch reingehört. Nicht nur in Zeiten von Corona, dann aber erst Recht. „Denn der Entwässerungsbetrieb muss auf jeden Fall gewährleistet sein“, appelliert Wetterling. „Das heißt, wir sind aktuell gezwungen unser Personal entsprechend einzuteilen bzw. vorzuhalten.“ Jede unnötige Störung, jeder zusätzliche Reparatureinsatz ist dabei natürlich kontraproduktiv.
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