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Bistum Mainz trennt sich von 5 Schulen und 3 Tagungshäusern

Mit Plänen zur Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches reagiert das Bistum Mainz auf die Umbruchsituation der Katholischen Kirche in Deutschland und die eigenen sinkenden finanziellen Möglichkeiten. Insgesamt 5 der 18 katholischen Schulen in Trägerschaft des Bistums Mainz werden nicht fortgeführt sowie drei Tagungshäuser geschlossen. Nach neuen Trägern der Schulen wird gesucht. Bischof Kohlgraf: „Es sind schmerzhafte Einschnitte, die wir auf verschiedenen Ebenen des Bistums vornehmen müssen. Dieser Abschied von bisher Gewohntem und Selbstverständlichem wird schwer werden. Aber gleichzeitig gehen wir mit dieser Neustrukturierung einen Weg, der unvermeidlich ist.“
Mit der Zusammenführung der 134 Pastoralen Einheiten auf 50 Pfarreien oder auch der Einführung eines Zweckverbandes für Kindertagesstätten wird es weitere Veränderungen geben. Einsparungen gibt es bereits etwa bei den Zuweisungen für Caritas und Pfarreien, ebenso durch den Wegfall der Verbeamtungen im Bistum Mainz. Die Institution Kirche wird kleiner – an Mitgliedern, an finanziellen Mitteln und auch an Menschen, die sich für ein christliches Profil engagieren wollen.

Konkret geht es um folgende Einrichtungen:
Schulen
Aktuell finden für folgende vier Schulen Gespräche zur Übernahme der Trägerschaft statt:
 Liebfrauenschule Bensheim
 Hildegardisschule Bingen
 Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim
 Ketteler-Kolleg und -Abendgymnasium in Mainz
Für das Theresianum in Mainz soll eine eigene Trägerkonstruktion geschaffen werden, wie sie beispielhaft bereits für die Maria Ward-Schule in Mainz oder die Edith Stein-Schule in Darmstadt besteht.

Veränderung der Konzeption:
Bei der Grund- und Realschule plus, Weißliliengasse Mainz, ist geplant, den Realschulzweig ausbauen und von einer zweizügigen zur dreizügigen Schule zu erweitern.
Der Grundschulzweig der organisatorisch verbundenen Schule wird sukzessive verkleinert und ab dem Schuljahr 2022/23 keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen.

Tagungshäuser
 Schließung des Hauses am Maiberg in Heppenheim zum 31. Dezember 2022.
Geplant ist, den gut eingeführten und renommierten Arbeitsschwerpunkt sozialpolitischer und sozialethischer Bildung zu erhalten, ihn aber strukturell an die Bildungsarbeit
in der Akademie Erbacher Hof in Mainz anzuschließen. Um Zentralisierungstendenzen entgegen zu wirken und weiterhin Präsenzen in beiden Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz zu halten, soll der sozialpolitische und sozialethische Zweig im Sinne einer dezentralen Präsenz fortgeführt werden. Geprüft wird etwa die Einrichtung einer Außenstelle „Akademiearbeit im Bistum Mainz -Schwerpunkt sozialpolitische und sozialethische Bildung“ im Gebäude „Katholisches Bildungszentrum nr30 Darmstadt“ sowie die Entwicklung neuer, dezentraler Veranstaltungsformen an den unterschiedlichen regionalen Zentren des Bistums.

 Schließung des Hauses St. Gottfried in Ilbenstadt Ende 2020. Trotz Steigerung der Belegzahlen in den letzten Jahren, lässt sich das Haus, das vor allem für Jugendpastoral,
Erwachsenenbildung, Familienpastoral und kirchenmusikalische Ausbildung zur Verfügung steht, nicht wirtschaftlich führen. Es ist vorgesehen, dass die Pfarrei in Ilbenstadt die Räumlichkeiten vorerst weiter nutzen kann, bis für die Gemeinde eine geeignete Lösung gefunden ist, und die Folgenutzung des Hauses St. Gottfried geklärt ist.

 Schließung des Kardinal Volk-Hauses auf dem Rochusberg in Bingen Ende 2022. Das Exerzitien-Kursprogramm soll bis Mitte 2022 in gewohnter Weise laufen. Das Kloster Jakobsberg bei Ockenheim soll gemeinsam mit den Missionsbenediktinern zu einem spirituellen Zentrum des Bistums Mainz mit Schwerpunkten im Bereich von Exerzitien, Kirchenmusik und generationenübergreifender Bildungsarbeit ausgebaut werden. Ein weiteres spirituelles Zentrum soll das Kloster Engelthal bei Altenstadt sein.

Für den Bildungs- und Tagungsbereich erwartet das Bistum mit der Umsetzung der Maßnahmen jährliche Einsparungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro sowie zusätzlich nicht getätigte Investitionskosten etwa für den Gebäudeerhalt oder Erweiterungen im Ganztagsschulbereich und nicht mehr benötigte Pensionsrückstellungen.

Weihbischof Bentz, der auch Ökonom des Bistums Mainz ist, macht deutlich, dass der Haushalt des Bistums Mainz bereits seit mehreren Jahren defizitär ist: „Im aktuellen Haushaltsjahr 2020 rechnen wir mit einem negativen Ergebnis von rund 32 Millionen Euro (bei einem Gesamtvolumen von 357 Millionen Euro). Hinzu kommen die Risiken der Corona-Krise, die den ersten Berechnungen zufolge die Einnahmesituation noch einmal um zehn bis 15 Prozent verschlechtern wird. Zudem befindet sich Deutschland in einer Rezession. Das bedeutet, dass die Kirchensteuerprognosen für die kommenden Jahre weiter nach unten korrigiert werden müssen.“
Und weiter: „Um dauerhaft eine solide und verantwortungsvolle Haushaltsplanung vorlegen zu können, muss das Bistum schrittweise 20 bis 25 Prozent seiner Ausgaben einsparen. Bis zum Jahr 2030 bedeutet das ein Einsparvolumen von mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr.“ Bentz macht deutlich, dass insbesondere der Schulbereich zu den größten Posten im Bistumshaushalt gehört: „Von den erwarteten Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 232,6 Millionen Euro gehen im laufenden Wirtschaftsplan für das Jahr 2020 insgesamt 68,2 Millionen Euro in den Bereich Schulen, Hochschulen und Religionsunterricht.“

„Das Bistum Mainz steht zu pluraler Bildung und es steht zu hochwertiger Bildung. Wir können dies aber langfristig nicht mehr in dem Umfang wie bisher ermöglichen“, betont Bentz. „Um den Bereich unserer Schulen und Tagungshäuser in gewohnt stabiler und professioneller Weise führen zu können, müssen wir unser Engagement auf ein Maß beschränken, das wir uns auch in Zukunft noch leisten können. Besonders schmerzhaft ist es, dass das Bistum sich in dieser Umbruchsituation auch von gut laufenden Einrichtungen trennen muss. In den Schulen und Häusern, die auf Zukunft hin nicht mehr vom Bistum verantwortet werden, wird eine sehr gute Arbeit von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet. Deshalb bleibt es unser erklärtes Ziel, diese Arbeit in einem neuen Rahmen zu sichern und eine dauerhafte Kontinuität unter veränderten Bedingungen zu schaffen.“

Bildungsdezernent Geissler: Geleistete Arbeit wertschätzen
„In den Gesprächen, die vor uns liegen, ist es uns ein dringendes Anliegen, gute Lösungen für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler, Familien und für alle vor Ort Engagierten zu finden“, hebt Gereon Geissler, der Bildungsdezernent des Bistums Mainz ist, hervor. „Dafür werden wir uns mit aller Kraft einsetzen.“ Denn man wisse um den hohen Wert der geleisteten Arbeit der Schulgemeinschaften und der Tagungshäuser. Es sei dem Bistum wichtig, diese Arbeit unter veränderten Vorzeichen auch auf Zukunft hin abzusichern. Mit der Veröffentlichung der Neustrukturierungspläne stehen nun Gespräche mit den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz, den jeweiligen kommunalen Gebietskörperschaften und anderen freien Trägern an: „Wir haben sie über unsere Pläne in Kenntnis gesetzt und sind in guten Gesprächen. Die Verhandlungen beginnen nun transparent mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung. Ich denke, wir können an dieser Stelle an gute Gesprächsfäden anknüpfen.“ Als Bildungsdezernent ist Geissler für den Bereich der Schulen sowie das Haus am Maiberg in Heppenheim zuständig.

Seelsorgedezernent Dörr: Wir stärken die verbleibenden Häuser
Mit dem Abschied von zwei Einrichtungen wollen wir ganz bewusst eine Stärkung und teilweise Neuaufstellung der verbleibenden Tagungshäuser verbinden“, betont der Seelsorgedezernent des Bistums Mainz, Hans Jürgen Dörr. „Es ist jetzt unser wesentliches Anliegen, dem Jugendhaus Maria Einsiedel in Gernsheim, dem Jugendhaus Don Bosco in Mainz, dem Kloster Jakobsberg in Ockenheim und dem Kloster Engelthal bei Altenstadt eine zukunftsfähige Perspektive zu geben.“ Und weiter: „Das Kloster Jakobsberg spielt in unseren Zukunftsüberlegungen eine wichtige Rolle. Wir wollen in Zusammenarbeit mit den Missionsbenediktinern von St. Ottilien den Jakobsberg als geistliches Zentrum für die Diözese Mainz entwickeln. Zielperspektive ist ein Tages- und Gästehaus für wichtige pastorale Aufgaben: Spiritualität und Glaubensvertiefung, Exerzitienarbeit, kirchenmusikalische Bildungsarbeit, Angebote der Jugend- und Erwachsenenseelsorge und mit Blick auf die Herausforderungen des Pastoralen Wegs: unterstützende Kursangebote für Pfarreigremien und Pastoralteams in den neuen Pfarreien. Wesentliche Teile der bisherigen Arbeit in Bingen und Ilbenstadt können so auf den Jakobsberg verlagert und dort fortgeführt werden.“ Als Seelsorgedezernent ist Dörr für das Haus St. Gottfried in Ilbenstadt und das Kardinal Volk-Haus in Bingen zuständig.