von Michael Erfurth (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung)
Das Wohngebiet am Winterhafen ist sehr begehrt: AZ-Informationen zu Folge hat ein reicher Araber, der seit einigen Jahren regelmäßig mit seinem Gefolge einige Wochen nach Mainz kommt, um sich an der Unimedizin einem Gesundheitscheck zu unterziehen, ein komplettes, fünfgeschossiges Gebäude gekauft. Dort will er mit seiner Großfamilie – und dazu gehören mehrere Ehefrauen – in diesen Wochen die exponierte Lage am Rheinufer genießen.
Jetzt hat der Mann, es soll sich dabei um einen Scheich aus Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens handeln, wohl noch ein Auge auf das noch nicht errichtete, so genannte „Torhaus“ an der Ecke Am Winterhafen/Malakoff-Terrasse geworfen. Und das stößt auf Bedenken.
Vermarktung war bislang eine Erfolgsgeschichte
Für die Maicor, Tochter der Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG) und von Corpus Sireo, sowie für die Mainzer Entwicklungsgesllschaft wie auch für Fischer&Co. war die Vermarktung der über 280 hochpreisigen Eigentumswohnungen (3.500 bis 5.000 Euro pro Quadratmeter) eine Erfolgsgeschichte. Alle bislang fertiggestellten Neubauten am Winterhafen sind weitgehend bezogen.
Nur im Gebäude mit der Nummer 6 und 8 links neben dem historischen Barockhaus, in dem früher die Wasser- und Schifffahrtsdirektion ansässig war und in dem jetzt Büros sind, stehen alle Wohnungen leer. MAG-Geschäftsführer Martin Dörnemann bestätigte auf AZ-Anfrage, dass dieser Neubau vor wenigen Wochen komplett von einem Mann aus dem arabischen Raum gekauft wurde. „Was er damit vorhat und wie er es nutzt, entzieht sich meiner Kenntnis.“
Pläne sehen neue Raumaufteilung vor
Wie die AZ erfuhr, gibt es Pläne, die eine neue Raumaufteilung für das Haus vorsehen. Demnach residiert das Familienoberhaupt mit seiner Hauptfrau im Penthouse. In den Etagen darunter soll Platz für die mitreisende Großfamilie mit Söhnen und Nebenfrauen geschaffen werden und daher die derzeitigen Wohnungsaufteilungen verschwinden. Von knapp 20 „Bedrooms“ mit Bad oder Dusche ist die Rede, die Gesamtzahl der Zimmer soll bei über 25 liegen. Das Projekt läuft unter den Namen „Mister-Al-Hudaithi-Building“. Wie die Google-Recherche ergab, lebt in Riad ein Scheich namens Al-Hudaithi.
Dem Vernehmen nach gibt es nun die Idee, stattdessen das von der neu gegründeten Bauträgergesellschaft EMAG, einer Tochter der MAG und der Epple Holding aus Heidelberg projektierte „Torhaus“ (rechts neben dem Barockgebäude) für die Belange des Saudis umzuplanen. Auch wenn Dörnemann auf Anfrage sagt, dass er von solchen Überlegungen nichts wisse: Entsprechende Verhandlungen laufen, das erfuhr die AZ aus sicheren Quellen. Der Vorteil wäre, dass schon bei der Planung der besondere Bedarf der Großfamilie berücksichtigt werden könnte, heißt es.
Kritik aus dem Umfeld
Schließlich könnte es für die EMAG finanziell von Interesse sein, statt der bislang geplanten 29 Eigentumswohnungen das „Torhaus“ am Stück an einen offensichtlich sehr potenten Interessenten zu verkaufen. Von einem Invest in einer Größenordnung von 15 bis 18 Millionen Euro ist die Rede. Die Baugenehmigung für das Haus soll schon bald vorliegen.
Aus dem Umfeld des Projekts wird Kritik an diesem Vorhaben laut. Denn das „Torhaus“ sei aufgrund seiner exponierten Lage an der Malakoff-Terrasse das Entree zum Winterhafen. Dies werde auch in der besonderen, spitz zulaufenden Architektur, die an einen Schiffsbug erinnert, und durch viel Glas deutlich. Wenn das Gebäude aber rund elf Monate im Jahr leerstehe, womöglch noch die Rollläden heruntergelassen sind, verliere das „Torhaus“ diese ihm zugedachte repräsentative Rolle.
Foto: Sascha Kopp