Der 32. „Mainzer Stadtschreiber“ hat eine Flucht aus dem Irak hinter sich. Abbas Khider nahm heute die Auszeichnung in Mainz entgegen. Dem deutsch-irakischen Schriftsteller steht wie seinen Vorgängern ein Jahr die Stadtschreiberwohnung im Gutenbergmuseum am Marktplatz zur Verfügung. Honoriert wird die Auszeichnung, die von der Stadt Mainz sowie den Fernsehsendern ZDF und 3sat vergeben wird, mit 12.500 Euro. Geehrt werden damit Schriftsteller, welche die deutschsprachige Literatur mit ihren Werken beeinflussen oder prägen und die sich darüber hinaus um das Zusammenwirken von Literatur und Fernsehen bemühen.
Der 44-jährige Literat Khider wuchs in Bagdad als Sohn eines Dattelhändlers auf und wurde bereits als Abiturient wegen politischer Aktivitäten gegen das Regime des damaligen Staatspräsidenten Saddam Hussein verhaftet und gefoltert. Danach floh Khider aus dem Irak und beantragte im Jahr 2000 Asyl in Deutschland. Seit 2007 ist er deutscher Staatsbürger.
Die Geschichte seiner jahrelangen Flucht machte er in seinem ersten Roman „Der falsche Inder“ (2008) zum Thema. Im vergangenen Jahr erschien der Roman „Ohrfeige“, Thema dort sind die bürokratischen Abläufe der Asylbürokratie.
Khiders Vorgänger, Clemens Meyer, wurde übrigens nie so recht warm mit der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt als Zweitwohnsitz. Der Leipziger schrieb nach einem halben Jahr als Stadtschreiber: „Ich fühle mich oft fremd in Mainz, manchmal hilft mir Google Maps, dabei ist Mainz eine kleine, schöne und überschaubare Stadt, voller alter enger Gassen, in manchem Winkel kann man verweilen, den Berg zur Residenz erklimmen, Gärten und Grünanlagen an Hügeln und Hängen. Ach, ich armer Flachlandsachse!“