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60 Jahre Transfusionszentrale an der Universitätsmedizin Mainz

60 Jahre Transfusionszentrale
Rund 80 Prozent der Menschen brauchen laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mindestens einmal im Leben fremdes Blut oder daraus erzeugte Produkte. Blutpräparate gelten in der modernen Medizin als unverzichtbar und Blutspenden können Leben retten. Aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Mainzer Transfusionzentrale fand heute eine Feierstunde an der Universitätsmedizin Mainz statt, an der unter anderem der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Lutz Stroppe, und der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer teilnahmen. (Foto: Markus Schmidt, Universitätsmedizin Mainz)

Die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz ist der größte universitäre Blutspendedienst der Region. Sie darf sich auf ihre Fahnen schreiben, zu den ältesten universitären transfusionsmedizinischen Einrichtungen in Deutschland zu zählen. Im letzten Jahr entnahmen die Mitarbeiter der Transfusionszentrale über 74.000 Blutspenden und weit mehr als 12.000 Thrombozytenspenden von etwa 34.000 Spendern. Das entspricht cirka 55.000 Litern an Blutprodukten. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Die Blutspenden werden in der Transfusionszentrale in Mainz sowie auf Außenterminen entnommen. Im vergangenen Jahr führte das Blutspendeteam an 53 Orten an 248 Tagen insgesamt 410 Blutspendetermine durch.

„Die Erfolgsgeschichte der modernen Medizin beruht auch auf dem Engagement vieler Blutspenderinnen und Blutspender in Deutschland. Es ist mir sehr wichtig, dass gerade junge Menschen zur Blutspende gehen und damit zu Lebensrettern werden können, wie die BZgA in ihrer Kampagne „einfach Leben retten“ (www.einfachlebenretten.de) so plastisch darstellt. In einer traditionsreichen Einrichtung wie der Universitätsmedizin Mainz werden sie dabei hervorragend betreut. Sie sorgen damit dafür, dass es in Deutschland nicht zu Engpässen kommen kann und auch in Krisenzeiten die Versorgung mit Blut und Blutprodukten sichergestellt ist“, sagte der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Lutz Stroppe.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer hob hervor, dass allen Patientinnen und Patienten in Deutschland unabhängig vom Einkommen und der Krankenversicherungsart ein gleichmäßiger Zugang zu sicheren und hochwertigen Blutpräparaten gewährt werden müsse. „Deshalb befürwortet und unterstützt die rheinland-pfälzische Landesregierung den vorgesehenen Neubau der Transfusionszentrale Mainz in unmittelbarer Nähe zum jetzigen bewährten Standort und stellt dafür Fördermittel von insgesamt 21,6 Millionen Euro zur Verfügung.“

Als medizinische Betriebseinheit der Universitätsmedizin Mainz versorgt die Transfusionszentrale zum einen die eigenen universitären Fachkliniken und zum anderen die umliegenden Krankenhäuser in Mainz und Rheinhessen mit Blut, Blutkomponenten, transfusionsmedizinischen Leistungen und immunhämatologischer Diagnostik. „Die Transfusionszentrale hat zudem auch überregional über die Landesgrenzen von Rheinland-Pfalz hinweg elementare Bedeutung und leistet einen wichtigen Beitrag für eine autarke Versorgung mit Blutpräparaten. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass die moderne Hochleistungsmedizin ohne Transfusionsmedizin nicht vorstellbar wäre“, betonte die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon, und fügte hinzu: „Mein besonderer Dank gebührt den Blutspendern, die einen unschätzbaren Dienst für ihre Mitmenschen leisten. Vor dem Hintergrund, dass größere chirurgische Eingriffe oder bestimmte Therapieformen zu einem steigenden Bedarf an Blutprodukten führen, sind wir auch künftig darauf angewiesen, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger Blut spenden. Dies ist auch deshalb essentiell, weil sich Blut nicht künstlich herstellen lässt.“

Wesentliches Merkmal der Transfusionszentrale ist die unmittelbare Verknüpfung der Herstellung von Blut und Blutprodukten mit einer bedarfsgerechten patientenindividualisierten (patient centric) Versorgung. „Konkret heißt das, dass uns eine Klinik mitteilt, welche Blutkomponente beispielsweise bei einer Operation für einen bestimmten Patienten benötigt wird und wir quasi auf Bestellung in kürzester Zeit genau dieses Produkt bereitstellen“, so der Direktor der Transfusionszentrale, Prof. Dr. Walter Hitzler. Mit dem Ziel, den bestmöglichen Schutz für den Empfänger des Blutprodukts zu gewährleisten, erfolgt im 24-Stunden Dienstleistungsbetrieb sowohl die dafür erforderliche prätransfusionelle Diagnostik als auch die Herstellung der Blutprodukte durch das gleiche Fachpersonal. Dieses übernimmt auch die transfusionsmedizinische Beratung.

Der Herstellungsprozess der Blutprodukte erfolgt in der Transfusionszentrale in einem geschlossenen System: Nach der Entnahme der Vollblutspenden lassen sich durch Zentrifugation und anschließende Separation die Blutkomponenten „Erythrozytenkonzentrat“ (rote Blutkörperchen) und „gefrorenes Frischplasma“ (Blutflüssigkeit) erzeugen. Zur Herstellung von Blutkomponenten wie Thrombozytenkonzentraten wendet die Transfusionszentrale apparative Zellseparationsverfahren (präparative Hämapheresen) an. Die nicht benötigten Blutbestandteile werden dem Spender sofort wieder zugeführt.

Ein weiteres Aufgabengebiet der Transfusionszentrale ist zudem die Gewinnung von Stammzellen mittels spezieller Zellfiltrationstechniken. Auch erfolgt in der Transfusionszentrale die therapeutische Behandlung beispielsweise von akuten Leukämien oder von Abstoßungsreaktionen nach einer Knochenmarkstransplantation. Weitere Leistungen der Transfusionszentrale sind ambulante Transfusionen sowie therapeutische Hämapheresen, bei denen das Blut in Leukozyten, Erythrozyten oder Blutplasma aufgetrennt wird. Darüber hinaus führt die Transfusionszentrale bei der Graft-versus-Host-Disease (also einer Spender-gegen-Empfänger-Erkrankung), bei Lymphomen und Autoimmunerkrankungen die extrakorporale Photopherese durch, bei der die entnommenen weißen Blutkörperchen nach Behandlung mit einem lichtaktivierbaren Medikament mit UV-A-Licht bestrahlt und dem Patienten in die Armvene zurückgegeben werden. Jährlich betreut die Mainzer Transfusionszentrale 250 Patienten und führt bei ihnen über 1.000 solcher therapeutischer Hämapheresen und extrakorporalen Photopheresen durch. Hinzu kommen etwa 2.000 ambulante Transfusionen. Um auch in diesen akuten Situationen die Patienten optimal zu versorgen und zu betreuen, steht in der Mainzer Transfusionszentrale seit 1996 eine vier Betten umfassende Behandlungseinheit mit Intensivüberwachung zur Verfügung. In der Transfusionszentrale ist sowohl eine ambulante als auch stationäre Patientenbehandlung möglich.

Seit März 2013 stellt die Transfusionszentrale aus Eigenblut darüber hinaus autologe Serumaugentropfen für Patienten der Universitätsmedizin Mainz, auswärtiger Krankenhäuser und niedergelassener Ärzte her. Damit zählt die Transfusionszentrale zu den wenigen Zentren in Deutschland, die eine Herstellungserlaubnis für autologe Serumaugentropfen besitzen. Mit autologen Serumaugentropfen lässt sich das schwer trockene Augen beispielsweise nach Verätzungen therapieren. Die Transfusionszentrale stellt jährlich für cirka 200 Patienten 15.000 Einzelophtiolen an Serumaugentropfen her. Das entspricht einem Drittel der deutschlandweit jährlich produzierten Einzelophtiolen an Serumaugentropfen.

Eine weitere Neuerung: Seit Juni 2014 testet die Transfusionszentrale alle Blutspenden auf das West-Nil-Virus. Darüber hinaus plant die Transfusionszentrale, künftig bei Verfügbarkeit eines entsprechenden Testes auch die Testung aller Blutspenden auf das Hepatitis E-Virus durchzuführen. In der Transfusionszentrale Mainz sind gegenwärtig 130 Mitarbeiter beschäftigt.

Weitere Informationen:
Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz, Telefon: 06131 17-3216 oder -3217
Terminvergabe Thrombozytenspende: Telefon: 06131 17-3218 oder -3224

Bildunterzeile:
60 Jahre Transfusionszentrale an der Universitätsmedizin Mainz war für sie ein Grund zum Feiern: Der Kaufmännische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Götz Scholz, der Pflegevorstand der Universitätsmedizin Mainz, Marion Hahn, der Direktor der Transfusionszentrale, Prof. Dr. Walter Hitzler, der Mainzer Sozialdezernent Kurt Merkator, die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon, der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, BMG-Staatssekretär Lutz Stroppe und der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer.