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2×5 Interview mit OB-Kandidat Klaus Bohland

Klaus Bohland, einer von acht OB-Kandidaten, Ex-Feuerwehrmann,
43 Jahre, 4 Kinder

Warum kandidieren Sie als Oberbürgermeister?
Ich bin mit einigen Entscheidungen des Stadtrates nicht einverstanden. Deshalb möchte ich selbst aktiv werden. Ich war 22 Jahre lang bei der Berufsfeuerwehr und musste erfahren, dass die Stadtverwaltung nicht in der Lage ist, mit ihren Mitarbeitern zu kommunizieren. Bei der Feuerwehr haben wir immer Überstunden gemacht, die uns nicht vergütet wurden. Einzige Möglichkeit für uns war vor Gericht zu ziehen. Ich habe die Nase voll von der Stadt, da die städtischen Gremien nicht an einem Strang ziehen.

Gibt es weitere Probleme bei der Feuerwehr, abgesehen von der Arbeitszeit?
Es gab vereinzelt Personalausfälle durch psychische Überbelastung, die auf zu wenige Mitarbeiter zurückzuführen sind. Sicherheit kostet nun mal Geld, auch bei der Feuerwehr, wobei man auch Geld einsparen könnte. Beim Spatenstich der neuen Feuerwehrwache zum Beispiel wurden für Werbung und Catering Gelder ausgegeben, die man an anderen Stellen sinnvoller investieren könnte, beispielsweise in Schulen oder Turnhallen. Eine hoch verschuldete Stadt muss das Geld fairer verteilen. Sie arbeiten jetzt nicht mehr bei der Feuerwehr, sondern für das Land Rheinland-Pfalz im Bereich Digitalfunk. Ja, das Land stellt derzeit den Funkbetrieb für Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehr und weitere Organisationen von analog auf digital um. Da ich das für die Stadt Mainz bereits 1998 organisiert habe im Bereich der Freiwilligen Feuerwehren sowie der dienstfreien Kräfte der Berufsfeuerwehr, brachte ich für den Job die erforderlichen Kenntnisse mit. Nun schaue ich mit weiteren elf Kollegen, dass das Netz stabil bleibt und wir unterstützen die Einheiten, indem wir zum Beispiel Funkreserven freischalten, Gruppen zusammenlegen und vieles mehr.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, bei der OB-Wahl zu gewinnen?
Wenn ich mein Gesicht innerhalb der Stadt Mainz und den Vororten verbreiten könnte und die gleichen Möglichkeiten hätte wie die großen Parteien, würden viele auf mich aufmerksam werden. Ich habe aber keine große Macht und Finanzierung hinter meinem Rücken. Daher ist mein Bekanntheitsgrad äußerst gering. Aber eine Chance besteht dennoch.

Wer ist Ihr Favorit für das Amt des OB?
Ich wünsche mir für die Stadt eine Veränderung und dass keiner von den Großen OB wird, sondern einer von den fünf Kleinen. Meine persönliche Meinung zum OB ist, dass er parteiunabhängig sein sollte und dass der Stadtrat mehr an einem gemeinsamen Strang ziehen muss.

Mensch:

Sie sind neben Ihrem Beruf noch Schöffe am Jugendgericht, Betreuer einer behinderten Person und im Ordnungsdienst beim 1. FSV Mainz 05. Kommt da die Familie nicht zu kurz?
Ich habe das Glück, dass meine Frau stark hinter mir steht und ich durch meinen Schichtdienst relativ viel tagsüber zu Hause bin. So kann ich private Aufgaben mit erledigen und für meine Kinder da sein. In den FSV investiere ich schon viel Zeit, aber das ist auch eher Hobby, da ich mit vielen Menschen zusammenarbeiten kann. Mein Aufgabengebiet dort liegt im technischen Bereich. In der Arena haben wir umgestellt auf Digitalfunk und jetzt 70 Geräte im Einsatz. Auch mit Sicherheitsfragen beschäftigen wir uns, momentan mit Pyrotechnik, unter anderem den bengalischen Feuern. Ich persönlich finde das gefährlich.

Haben Sie noch weitere Hobbys?
Ich fahre mit meinen Kindern gerne Fahrrad oder wir gehen draußen klettern. Es gibt bei Bingen eine gute Kletteranlage in der Natur, oder die Kirner Dolomiten, die sind für Kinder ideal. Ich begleite auch meine zwei Großen zu sportlichen Wettkämpfen. Meine Tochter macht Rhönrad beim Mombacher Turnverein und mein Junior spielt Fußball bei der TSG Bretzenheim.

Was würden Sie tun, wenn Geld für Sie keine Rolle spielen würde?
Geld verändert einen Menschen auf jeden Fall. Ich würde trotzdem meiner Tätigkeit weiter nachgehen. Groß verändern würde ich nichts, außer vielleicht anstatt einmal im Jahr am Baggersee zu zelten, mit meinen Kindern eine ferne Reise unternehmen. Eine Schiffsroute am Nord- oder Südpol reizt mich, den Zugrouten der Wale folgen. Wale faszinieren mich. Die Tiefsee ist eines der wenigen Elemente, die der Mensch noch nicht vollkommen erforscht hat. Das verborgene, geheimnisvolle ist schon interessant.

Was bedeutet Glück für Sie?
Meine Familie und die Möglichkeit sich zurückziehen zu können. Die Sicherheit durch den Familien- und Freundeskreis. Glück ist einfach mal fünf Minuten für mich zu haben, in mich gehen zu können und im nächsten Moment auf die nächste Situation zu freuen.

Haben Sie ein Lebensmotto?
Dafür werden mich jetzt zwar einige steinigen, aber der Spruch, der sich für mich meistens bewahrheitet hat ist: „Ich weiß zwar nicht alles besser, aber meistens behalt ich recht.“

Interview: David Gutsche
Foto: Ramon Haindl