Interview: Ejo Eckerle, Foto: Ramon Haindl
Die Aktion Tagwerk und deren Projektpartner, die Kinderhilfsorganisation Human Help Network, unterstützen in Ruanda Hilfsprojekte für Kinder- und Jugendliche. Eben sind Sie von einer Reise dorthin zurückgekehrt. Was für Eindrücke haben Sie gewonnen?
Ruanda ist ein Land im Wandel. In Kigali, der Hauptstadt, wird an allen Ecken und Enden gebaut. Es herrscht eine Atmosphäre des Aufbruchs. Und Ruanda ist ein wunderschönes Land mit unheimlich viel Vegetation. Aber es ist auch ein kleines Land, gerade mal so groß wie Rheinland-Pfalz, jedoch mit 11 Millionen Einwohnern. Die Menschen dort machen das Land so faszinierend. Es ist toll, wie herzlich wir dort aufgenommen werden.
42 Prozent der Bevölkerung Ruandas sind unter 14 Jahre alt. Was bedeutet das?
Es ist ein unglaublich junges Land. Jedes Mal wird mir das bewusst, wenn ich dort bin. Man muss nur durch die Straßen gehen. Kinder überall, an jeder Ecke. Sie sind aber auch die Zukunft dieses Landes. Sie zu unterstützen in ihrer Entwicklung, das ist das Ziel unserer Projekte.
Ein Projekt hilft sogenannten Kinderfamilien. Was muss man sich darunter vorstellen?
Dabei handelt es sich um Kinder, deren Eltern entweder verstorben sind, oder die aus anderen Gründen sich selbst überlassen wurden. Wir unterstützen rund 1.500 solcher Kinder. Da sind kleine Gemeinschaften von fünf bis sechs Kindern, die in einer Hütte leben und tagtäglich um ihr Überleben kämpfen. Viele sind schwer traumatisiert. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe, wie auch im Straßenkinderzentrum „Les Enfants de Dieu“ (zu Deutsch: Kinder Gottes) in Kigali. Dort gibt es sogenannte „Ministerien“, die die Straßenkinder alleine verwalten und dem je ein Jugendlicher als Minister vorsteht. Die Minister werden über jedes Geld, das dem Zentrum gespendet wird, informiert und entscheiden über dessen Verwendung.
Wie sind Sie zu ihrer Arbeit gekommen?
In der 11. Klasse habe ich in Ingelheim, wo ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin, einen Solidaritätsmarsch „Go for Ruanda“ für Human Help Network organisiert. Den gab es bis dahin nur in Mainz. Das war sehr erfolgreich, 2.000 Schüler haben mitgemacht. Nach dem Abitur habe ich dann ehrenamtlich bei Human Help Network mitgearbeitet. Mein Interesse für Afrika war schon immer da. Außerdem war ich schon immer jemand, der gerne organisiert. 2002 habe ich dann Aktion Tagwerk mitgegründet und arbeite seit 2006, nach meinem BWL-Studium, hauptamtlich für den Verein.
Was macht den Erfolg von Aktion Tagwerk aus?
Jugendliche wollen sich engagieren, das merke ich immer wieder. Wir geben ihnen und ihren Ideen mit der Kampagne „Dein Tag für Afrika“ den Raum. Jugendliche wollen immer wieder was Neues. Aber die Grundidee bleibt: Schülerinnen und Schüler gehen an einem Tag im Schuljahr anstatt zur Schule arbeiten und spenden ihren Lohn. Aber es kann auch auf andere Weise geschehen, zum Beispiel durch einen Kuchenverkauf, einen Solidaritätsmarsch oder was auch immer. Da sind wir ganz offen. Der nächste Aktionstag findet am 18. Juni 2013 statt.
Mensch:
Macht Helfen glücklich?
Helfen macht glücklich und es bringt einen persönlich auch weiter.
Also bedeutet das auch für Sie das größte Glück?
Genau, also das zu tun, was ich wirklich möchte. Und wie in meinem Fall auch damit gleichzeitig anderen helfen zu können.
Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit?
Musik, Kabarett, Theater, Kultur im Allgemeinen interessiert mich sehr, was wohl auch von meinen Eltern kommt. Daneben engagiere ich mich gerne und intensiv für das Mainzer Open Ohr Festival. Zusammen mit einem jungen Team das mitgestalten zu können macht mir viel Freude. Und ich reise gerne und bin auch privat viel unterwegs.
Lieber Städte oder Landschaften?
Da bin ich nicht festgelegt – aber wenn ich Urlaub habe, kombiniere ich gerne beides.
Und wo möchten Sie unbedingt noch einmal hin?
Die Liste ist lang, aber ganz oben stehen Brasilien und Argentinien, aber auch Tansania interessiert mich sehr. Und als Stadt Istanbul.