Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Michael Erfurth:
Bis zum Jahr 2020, so hatte es die Ampelkoalition im Stadtrat im Oktober 2014 vereinbart, sollen 6.500 neue Wohnungen in Mainz entstehen, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Mit rund 1.000 Einheiten will die Wohnbau Mainz GmbH ihren Beitrag dazu leisten.
Wie Thomas Will, Geschäftsführer der stadtnahen Gesellschaft, am Freitag bei der Jahrespressekonferenz erklärte, hat sein Unternehmen bis zum Stichtag 31. Dezember 2015 bereits 230 Wohnungen errichtet. „Weitere 240 preisgünstige Wohnungen werden bis zum Ende des nächsten Jahres fertig sein“, so Will.Die Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum in der Landeshauptstadt ist bekanntermaßen groß. Aktuell sind bei der Wohnbau 4.570 Wohnungssuchende registriert, berichtete Geschäftsführer Franz Ringhoffer. 2015 konnten 790 freie Wohnungen neu vermietet werden. Mit etwa 10.300 Einheiten verfügt die stadtnahe Gesellschaft über etwa zehn Prozent des Wohnungsbestandes in Mainz. „Damit können wir leider nicht alle Probleme lösen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende, Sozialdezernent Kurt Merkator.
Mehr geförderte Wohnungen
Das Unternehmen sei aber der wichtigste Anbieter von preisgünstigen Wohnungen. Die Durchschnittsmiete liege bei 6,55 Euro pro Quadratmeter. Bei Neuvermietungen betrage der Quadratmeter-Mietpreis bei gefördertem Wohnraum 6,40 Euro und bei Neubauten unter 10 Euro, so Ringhoffer. Rund 37 Prozent der Wohnungen unterliegen der öffentlichen Förderung, früher sprach man von Sozialwohnungen. Ziel sei für die nächsten Jahre, den Anteil auf 40 Prozent zu erhöhen.
Nicht nur den Bau und die Vermietung von Wohnungen sieht das Unternehmen als Aufgaben an, auch die Entwicklung der Quartiere gehöre zur Unternehmensphilosophie. Will verweist auf Projekte wie die neue Wohnanlage am „Cavalier Holstein“ im Martin-Luther-King-Park auf dem Hartenberg oder das Neubauprojekt „In den Teilern“ in Ebersheim. Die Wohnviertel sollen so gestaltet sein, dass Ältere und Jüngere auch bei eingeschränkter Mobilität und zunehmender Hilfs- und Pflegebedürftigkeit im Wohnumfeld leben und bei Bedarf Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen können. „Zuhause in Mainz – miteinander sorgenfrei leben“ lautet das Motto.
Entwicklungsgebiet: Nördliche Neustadt
Das „Cavalier Holstein“ nannte Ringhoffer auch als Beispiel für die große Wohnraumnachfrage. Jede der 48 im Februar und der 48 im April dieses Jahres bezugsfertigen Wohnungen hätte die Wohnbau locker viermal vermieten können. In der Mombacher Suderstraße, in der Ende vergangenen Jahres 36 fertiggestellte Wohnungen vermietet wurden, verlaufe der Bau von 54 weiteren Wohnungen planmäßig. Für das Ebersheimer Neubauprojekt mit 75 Einheiten haben die Arbeiten begonnen. Parallel laufen 2017 weitere Projekte an: 62 neue Einheiten sollen in der Wallaustraße (Neustadt) entstehen, 130 auf dem Gelände der Peter-Jordan-Schule und 60 Einheiten in der Eduard-Frank-Straße auf dem Hartenberg.
Die nördliche Neustadt nannte Will als eines der wichtigen Entwicklungsgebiete: Rund 450 bis 500 Wohnungen will die Wohnbau im Areal zwischen Goethestraße, Sömmeringstraße, Moselstraße und Wallaustraße schaffen. Die Wohnbau habe Kontakt mit der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) zum Erwerb der benachbarten, ehemaligen Komissbrotbäckerei aufgenommen. Dort seien 130 bis 150 Wohnungen denkbar.
Kaufinteressent für die Markthäuser
Das Thema Gewerbeimmobilien will die Wohnbau möglichst bald zu den Akten legen. Nach der Krise von 2008, als das schwer verschuldete Unternehmen kurz vor der Insolvenz stand, war eine der Vorgaben für die neue Geschäftsführung, sich auf das Kerngeschäft Wohnungen zu konzentrieren und sich von Gewerbeimmobilien zu trennen. Das sei weitgehend gelungen.
Nachdem 2015 das Geschäfts- und Wohnhaus an der Göttelmannstraße sowie weitere kleinere Einheiten verkauft wurden, muss jetzt nur noch der Gebäudekomplex Markt 11-13 veräußert werden. Verkaufsverhandlungen mit einem Interessenten seien weit fortgeschritten, so Ringhoffer. Die Wohnbau werde entgegen früherer Pläne keine Umgestaltungen der derzeit leer stehenden Ladenflächen vornehmen, da der Kaufinteressent dies selbst umsetzen wolle.