von Michael Jacobs (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung)
Die Tage des ehemaligen TiC als potenzieller kultureller Entfaltungsraum scheinen endgültig gezählt. Heute läuft der Mietvertrag mit dem Staatstheater aus, das 20 Jahre lang seine Studiobühne für jährlich 70 000 Euro Miete in dem Gebäude in der Spritzengasse 2 betrieb. „Die Räume sind frisch gestrichen und komplett aufgeräumt“, sagt der Kaufmännische Geschäftsführer Volker Bierwirth. „Wir warten nur noch auf die Schlüsselübergabe“. (Foto: Harald Kaster)
Seit dem Umzug des TiC in die Glasrotunde des Mollerbaus im Sommer 2012 stehen der 150 Quadratmeter große Bühnensaal, Umkleiden und Foyer des 1993 auf die Bedürfnisse des Theaters umgestalteten ehemaligen Kinos leer – von wenigen punktuellen Anmietungen durch das private Theater Hautnah abgesehen. Versuche der freien Kulturszene die vorhandene Infrastruktur dauerhaft zu nutzen, liefen ins Leere. „Es haben sich einfach keine solventen Mieter gefunden“, meint Bierwirth.
Zwei Interessenten
Nun werden die Veranstaltungsräume des geschichtsträchtigen ehemaligen Hotels mit Konzertsaal, in dem in den fünfziger Jahren das „Bavaria Lichtspieltheater“ und bis 1992 das City-Kino der Reiss-Gruppe residierten, ehe das TiC die Regie übernahm, von der Hechtsheimer Senger Bau- und Immobilien Consult zur Miete angeboten. Für monatlich knapp 5000 Euro und „viel Platz für Erlebnisgastronomie, exklusive Sportwelten oder zentrale Wellness-Angebote“, wie der Immobilien-Vermittler auf seiner Homepage wirbt. Man stehe derzeit in sehr ernsthaften Gesprächen mit zwei Interessenten aus der Erlebnisgastronomie, die in beiden Fällen in dem Gebäude eine überregionale Geschäftsidee realisieren wollen, sagt Oliver Senger auf AZ-Anfrage. Nach Abstimmung mit den städtischen Gremien könnten die Verhandlungen in zwei bis vier Wochen abgeschlossen sein.
Spezielle Bühnenarchitektur
Die wegen ihrer speziellen Bühnenarchitektur nicht ganz einfach zu vermarktende Immobilie sei natürlich auch möglichen kulturellen Nutzern angeboten worden, etwa einem großen Mainzer Kinobetreiber, erzählt Senger. Allerdings ohne Erfolg. Auch ein Vorstoß des derzeit heimatlosen Frankfurter Volkstheaters scheiterte an den hohen Mietkosten.
Für die Eigentümerin des Hauses, die 1992 über eine Million Mark in den Umbau des City-Kinos zur Studiobühne investiert hatte, bedeutet eine rasche Weitervermietung finanzielle Entlastung. Auch wenn sie gerne die künstlerische Tradition des seit 80 Jahren in Familienbesitz stehenden Veranstaltungshauses weitergeführt hätte.
Die Stadt Mainz, die im Rahmen des Staatstheater-Sparpaketes 2011 den Weg für den TiC-Auszug ebnete, könnte bald um einen markanten künstlerischen Erlebnis-Raum ärmer sein.