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Schlüsselübergabe am Leibniz-Zentrum für Archäologie

Übergabe des symbolischen Schlüssels für das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) v.l.n.r.: Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, Oberbürgermeister Michael Ebling, Administrativer Direktor des RGZM Heinrich Baßler, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, Wissenschaftsminister Clemens Hoch, LBB Geschäftsführer Holger Basten

Seit 170 Jahren im Kurfürstlichen Schloss beheimatet, schlägt das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) nun ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf: Nach rund sieben Jahren Bauzeit ist der markante Neubau, der zukünftig als Hauptsitz des Leibniz-Forschungsmuseums in Mainz archäologische Spitzenforschung und ein Museum unter seinem Dach vereinen wird, fertig gestellt.
Heute fand die feierliche Schlüsselübergabe für eins der teuersten Projekte des Landes – das neue Leibniz-Zentrum für Archäologie – statt.

Vor zahlreichen Gästen überreichte Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung Rheinland-Pfalz (LBB), Holger Basten, der zukünftigen Hausherrin und Generaldirektorin des RGZM, Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, den symbolischen Schlüssel. Ebenfalls bei der Übergabe anwesend waren der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch sowie OB Ebling.

Rund 60 Mio. Euro investierten das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Mainz und der Bund in den neuen Standort. Dieser Schritt in die Zukunft wird zudem durch einen Namenswechsel unterstrichen, der die breite Ausrichtung des weltweit tätigen archäologischen Forschungsmuseums der Leibniz-Gemeinschaft treffender und vollumfänglicher abbilden soll.

Zum 1.1.2023 wird sich das RGZM in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) umbenennen.  „Mit dem Neubau des RGZM schreiben wir Geschichte fort. Die Geschichte der Forschung, des Museums aber auch der Stadt Mainz. Gemeinsam mit dem Bund und der Stadt haben wir rund 60 Millionen Euro für die Weiterentwicklung des zukünftigen Leibniz-Zentrums bereitgestellt. Damit stellen wir unsere Forschung im Land auf eine breitere Basis. Der Neubau hat das Ziel, als Magnet für Besucherinnen und Besucher zu wirken. Er bietet Platz zum Forschen, Verweilen und Entdecken. Ich bin überzeugt, dass die neuen Räumlichkeiten zum Renommee des künftigen LEIZA beitragen werden und ein neuer Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen ermöglicht wird“, so Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen.

Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, Generaldirektorin des RGZM, bedankte sich beim Land Rheinland-Pfalz und dem Bund sowie bei der Landeshauptstadt Mainz für die Finanzierung und Realisierung des Großprojektes. „Es ist ein ganz besonderer Moment nun diesen symbolischen Schlüssel in Händen zu halten und damit im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Tür in unserer langjährigen Institutsgeschichte zu öffnen.

Der Bezug und die Inbetriebnahme dieses phantastischen Baus ist ein Meilenstein für unsere Einrichtung und grundlegend für die Umsetzung unserer Agenda. Er schafft optimale Voraussetzungen für Wissenschaft und Dialog, d.h. für unsere Arbeit als Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft. “
Sie erläuterte, dass mit dem Bezug des Neubaus auch die Umbenennung der Einrichtung erfolgen würde. Da sich das Forschungsprofil des RGZM im Laufe seiner 170-jährigen Geschichte substanziell weiterentwickelt habe und der Name „Römisch-Germanisches Zentralmuseum“ nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Spektrums benenne und mittlerweile weder die Bandbreite der Forschung der Institution, noch den Umstand abbilde, dass es sich um ein Leibniz-Forschungsmuseum mit mehreren Forschungsstandorten, Speziallaboratorien und Museen handele, sei dieser Schritt logisch und konsequent.
Das RGZM ist mit seiner breit aufgestellten archäologischen Forschung, seinen weltbekannten Restaurierungslaboren, seiner einzigartigen Sammlung und der großen Fachbibliothek ein Ort exzellenter archäologischer Wissenschaft. An den drei Standorten in Mayen, Monrepos und Mainz werden in zeit- und raumübergreifenden Forschungsfeldern grundlegende Fragen aus mehr als 3 Millionen Jahren Menschheitsgeschichte untersucht, die von der Evolution unseres Verhaltens bis hin zu komplexen gesellschaftlichen Systemen und Mensch-Umwelt-Beziehungen reichen. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Laboren und Archiven, erlaube es dabei, wesentliche Erkenntnisse zur Entwicklung von Mensch und Gesellschaft zu generieren und diese über seine Museen und Transferformate unserer Gesellschaft zugänglich zu machen.

„Wir möchten, dass der Name unserer Einrichtung die besondere Bandbreite und einzigartige Kombination von fachlicher Expertise, Infrastrukturen und musealem Transfer wie auch unsere Zugehörigkeit zur Leibniz-Gemeinschaft angemessen abbildet. Zum 1.1.2023 werden wir uns deshalb in Leibniz-Zentrum für Archäologie, kurz LEIZA, umbenennen,“ verkündete Busch.

Wissenschaftsminister Clemens Hoch betonte, dass mit der heute stattfindenden Schlüsselübergabe das RGZM ein Gebäude erhalte, welches seine Möglichkeiten in allen Dimensionen verbessere: „Es gibt bessere räumliche Bedingungen für die Forschung, für die umfangreiche Sammlung und die unverzichtbaren Werkstätten und es gibt – und das ist vielleicht die größte Verbesserung – erstmals speziell für den Zweck errichtete Räumlichkeiten für Ausstellungen und Wissensvermittlung. Der Neubau wird das RGZM daher nicht nur als Forschungseinrichtung, sondern gerade auch als Einrichtung der Wissenschaftskommunikation weiter stärken. Dies wird auf den gesamten Forschungsstandort Rheinland-Pfalz ausstrahlen und weit darüber hinaus.“

Holger Basten, Geschäftsführer LBB erläuterte: „Auf Grundlage eines Architekturwettbewerbs wurde ein Projekt realisiert, das funktional, gestalterisch und städtebaulich von hoher Qualität ist. Im Gebäude sind die unterschiedlichsten Nutzungen von Werkstätten über Labore bis hin zu Ausstellungs- und Veranstaltungsbereichen optimal organisiert. Die Ziegelfassade mit den verglasten Ein- und Ausblicken ist architektonisch gelungen. Und nicht zuletzt ist das neue Leibniz-Zentrum für Archäologie städtebaulich prägend sowohl im südlichen Auftakt der Rheinstraße als auch mit der Anbindung an die Altstadt. Auch die gegen Ende des Projektverlaufs hin zunehmenden baulichen Herausforderungen haben alle Projektbeteiligten
gemeinsam erfolgreich gemeistert“, zieht Basten Bilanz.

Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, sagte: „Unser RGZM hat ein neues Zuhause. Ein würdiges, großes und den modernen Ansprüchen an Forschung, Lehre und Museum gerecht werdendes Zuhause. Nun stehen unserem bedeutenden Museum insgesamt über 14.500 Quadratmeter Nutzungsfläche zur Verfügung, inklusive Vortragssaal und Platz vor dem Gebäude für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und mit den Mainzerinnen und Mainzern. Unsere südliche Altstadt gewinnt dadurch an Aufmerksamkeit und Attraktivität, darüber freue ich mich besonders. Für den Einzug in
die neuen Räumlichkeiten wünsche ich dem Team des neuen Leibniz-Zentrums für Archäologie alles Gute und vor allem ein ruhiges Händchen.“

Das Gebäude
Über den neu angelegten öffentlichen Platz erreicht man die Haupteingänge der beiden Flügel des Neubaus. Im Inneren empfängt die Besuchenden ein großzügiges Foyer, das durch alle Obergeschosse bis unter das teilweise verglaste Dach reicht.
Zu den öffentlichen Bereichen gehören verschiedene Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen, die sich im Ausstellungsflügel über drei Etagen erstrecken. Hier sind die Studiensammlung, die neue Dauerausstellung, der Museums-Shop, ein großzügiges Foyer sowie Räume für Veranstaltungen und Vermittlungsprogramme untergebracht. Die wissenschaftliche Bibliothek mit 70 Leseplätzen und rund 9.000 Regalmetern Bücherstellfläche erstreckt sich über das 1. und 2. Obergeschoss. Im Untergeschoss beherbergt der Institutsflügel Depotflächen und Tresore für archäologische Objekte. Zudem wurde ein Computertomograph zur Untersuchung von Forschungsobjekten eingebaut. Werkstätten und Labore verteilen sich auf Untergeschoss, Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Der Neubau wird über großzügige Fensterflächen und Oberlichter natürlich belichtet. Insgesamt steht künftig eine Nutzfläche von knapp 10.000 Quadratmetern zur Verfügung. Davon sind für die Dauerausstellung rund 2.000 m2 und für den Sonderausstellungsbereich ca. 1.500 m2 vorgesehen.

Die Fassade
Die vorgehängte Ziegelfassade orientiert sich am historischen Vorbild römischer Bauten und an der Farbgebung des umgebenden Gebäudeensembles. Ein spezielles Herstellungsverfahren verleiht den Ziegeln eine raue Oberfläche in vier verschiedenen Farbtönen. Für die Fassaden wurden insgesamt 3.000 m² Ziegelmauerwerk errichtet und dabei ca. 250.000 Ziegelsteine vermauert.

„Ludwig Lindenschmit-Forum“
Der neue Platz zwischen dem Neubau und der ehemaligen Neutorschule bildet das großzügige Entree zum Neubau. In der Stadtratssitzung am 9. Februar 2021 wurde einstimmig beschlossen, dass das Areal „Ludwig Lindenschmit-Forum“ heißen soll. Seine Gestaltung reagiert auf die Wegeverbindungen in die Altstadt, den Winterhafen und die Oberstadt. Die den Platz dominierenden Platanen wurden erhalten und in das Gestaltungskonzept integriert. So entstehen ein komplett zubetonierter Platz, der auch die Infrastruktur für Veranstaltungen vorhält, und zum Verweilen einladen soll. Bei den Arbeiten an den Freianlagen wurden an mehreren Stellen historische Funde und Mauern entdeckt. Diese wurden zunächst vorsichtig freigelegt und von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) dokumentiert. Die Festungsmauern auf dem Platz im Bereich der Sitzstufen wurden in Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde in die Planung integriert. Soweit möglich, wurden die herausstehenden Mauerteile erhalten. Der Mauerverlauf wurde im Pflasterbelag durch Stahlbänder und überbaute Mauerteile durch Naturpflaster kenntlich gemacht.

Kunst am Bau
Ein zweistufiger, europaweiter Wettbewerb wurde Anfang 2021 mit dem Ziel ausgelobt, ein identitätsstiftendes Signet mit Bezug zum Standort und zur Forschungsarbeit des RGZM zu entwerfen.
Das Preisgericht tagte im November 2021 und entschied sich für den Wettbewerbsbeitrag „Neue Haltestelle Stadtpark“ von Nikolai von Rosen (Berlin), mit der Empfehlung, den Künstler mit der Ausführung zu beauftragen. Das plastische Motiv, ein monumentalisierter antiker Frauenkopf, soll als Negativabdruck in einem Betonblock erscheinen, der gleichzeitig die Funktionen einer Bushaltestelle als Sitzgelegenheit und Unterstand erfüllt. Die Umsetzung ist für 2023 geplant.

Daten und Fakten:
Baukosten: rd. 60 Mio. Euro
Bauherr: Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz vertreten durch den LBB, mitfinanziert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Landeshauptstadt Mainz
Optimierungs-Planung und Bauleitung: Architekten Bernhardt + Partner Darmstadt
Projektabwicklung: Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB, Niederlassung Mainz)
Gesamtfläche: 14.500 m²
Nutzfläche: 9700m², davon 3000 m² Ausstellungsfläche
Baubeginn: Vorbereitende Arbeiten März 2015
Spatenstich: 18. September 2015
Tiefbau: September 2016
Hochbau: April 2017
Grundsteinlegung: 5. Mai 2017

Eröffnung Leibniz-Zentrum für Archäologie: März 2023
Eröffnung des neuen archäologischen Museums: voraussichtlich 2024