Die Deutsche Flugsicherung (DFS) gab offenbar vor kurzem bekannt, dass es Pläne für eine „vertikale Ausdehnung des Luftraums“ gebe. Eine Absenkung der Flughöhen über Bingen und dem westlichen Rhein-Main-Gebiet um 1.000 Fuß (etwa 300 Meter) seien im Gespräch. Mit dem Ziel, die Sicherheit zu erhöhen, damit Segelflieger / Sichtflieger und „Instrumentenflugverkehr“ nicht durcheinander fliegen, heißt es in einem Schreiben an die Mainzer Bundestagsabgeordnete Ursula Groden-Kranich. Mainz, Bingen & Co. gehen derweil auf die Barrikaden.
Die Reduzierung der Höhen soll um rund 1.000 Fuß auf dann nur noch 5.000 Fuß (früher 6.000) bzw. 4.000 Fuß (zuvor 5.000) an den beiden Eindrehpunkten des parallelen Gegenanflugs erfolgen. Noch im Jahr 2012 hatte die Allianz für den Lärmschutz die Anhebung dieser Flughöhe beschlossen und umgesetzt. OB Michael Ebling: „Dies wird nun offenkundig wieder revidiert – auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger.“
Unbesehen der möglichen Zielsetzungen, welche die DFS hiermit verfolgt, stellen sich Fragen: Will die DFS mit weniger Fluglotsen bei geringerem Personaleinsatz eine bessere Abwicklung in geringerer Höhe erreichen? Stehen neben Sicherheitsfragen wie der Debatte um größere Sicherheitsabstände auch Kapazitätserhöhungen für mehr Flugbewegungen in Frankfurt auf dem Wunschzettel des Airport-Betreibers Fraport? Ebling: „Vor allem aber drängt sich die Frage auf, ob bei einem solch massiven Eingriff die betroffenen Kommunen in diesem Geflecht in irgendeiner Form ernsthaft gehört werden? Alle Kommunen binden seit vielen Jahren die Bürger zu jeglichen Themen zu Recht in hohem Grade ein – warum gelten diese Prinzipien nicht ansatzweise im Luftraum? Wieso kann mit der inflationär verwendeten Begrifflichkeit ,Sicherheit‘ jegliches Recht der Bürgerschaft auf Lärmschutz sofort ausgehebelt werden?“
Eines ist wohl unstrittig: Wenn Flugzeuge in großer Anzahl stolze 1000 Fuß tiefer anfliegen, wird die Lärmbelastung um ein Vielfaches ansteigen. Die Rechte der massiv belasteten rheinhessischen Kommunen – und jenseits des Rheins sieht es wenig besser aus – werden einmal mehr ignoriert. Das alles kann in einem Geflecht, das auf gegenseitiger Rücksichtnahme basieren sollte, auf Dauer nicht mehr harmonisch funktionieren. Es existiert bei solch eingreifenden Entscheidungsprozessen eine Schräglage im Beteiligungsgeflecht, die auf lange Sicht zu Rissen im Gesamtgefüge führen wird. Das hat noch keiner Gesellschaft gut getan. Das ist eine Farce.“
Mitte August hatte die Anti-Fluglärminitiative Pläne der DFS öffentlich gemacht. Die Absenkung erlaube eine noch höhere Flugzeugdichte, das bedeute deutlich mehr Fluglärm, warnt Vorstand Karsten Jacobs.