
Mit großer Besorgnis hat der BUND Mainz die Pläne der Mainzer Unimedizin und des rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministeriums zur Bebauung der Draiser Senke zur Kenntnis genommen. Die Absicht, in diesem essenziellen Naherholungsgebiet ein großes Zentralgebäude und ein Logistikzentrum zu errichten, ist aus ökologischer Sicht schlichtweg verheerend und ein Schlag ins Gesicht für jeden, dem die Zukunft unserer Stadt am Herzen liegt. Auch die Parteien positionieren sich.
Mainz ist bereits jetzt als eine der heißesten Städte Deutschlands bekannt. Dies ist eine direkte Folge des Klimawandels und der zunehmenden Versiegelung unserer Flächen. In dieser kritischen Situation ist es absolut unverantwortlich, eine weitere wichtige Frischluftschneise der Stadt zu beeinträchtigen.
Durch die Draiser Senke fließt die Kaltluft Richtung Bretzenheim ab und in heißen Sommern wird der Stadtteil mit der dringend benötigten kühlen Luft versorgt. Eine Bebauung hier würde diese natürliche Klimaanlage unwiederbringlich zerstören und die Hitzebelastung für die Mainzer Bevölkerung drastisch erhöhen. Zusätzlich ist zu bedenken, dass unversiegelter Boden sowohl CO2- als auch Wasserspeicher ist. Auch ist die Bebauung der Hanglage wegen der Hochwassergefahr bei Starkregen kritisch zu sehen. Trotzdem werden weiterhin Baugebiete „auf der grünen Wiese“ geplant, Flächen für Biotechnologie in der Bretzenheimer Ebene, Wohngebiete nördlich von Ebersheim, die Aufzählung kann fortgesetzt werden.
Hinzu kommt, dass Mainz im Vergleich zu anderen deutschen Städten ohnehin über alarmierend wenige Grünflächen, auch als Naherholungsgebiet, verfügt. Die Draiser Senke ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Grünmasse und ein abwechslungsreiches, wertvolles Landschaftsbild und ist damit nicht nur eine grüne Lunge, sondern auch ein wertvoller Rückzugsort für Natur und Mensch. Sie bietet unzähligen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und ermöglicht unseren Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere Kindern, den so wichtigen direkten Kontakt zur Natur „vor der Haustür“. Der Verlust dieses Gebiets wäre ein weiterer Schritt zur Zerstörung unserer Lebensqualität und unserer natürlichen Umwelt.
Einen weiteren Aspekt bringt Sabine Yacoub, die Landesvorsitzende des BUND ins Spiel: „Wir sind wirklich schockiert über diese Pläne. Die Draiser Senke ist ein wichtiges Gebiet für die Natur und den Menschen. Sie trägt dazu bei, etwas Abkühlung in Mainz zu schaffen, das ist schließlich auch ein wichtiger gesundheitlicher Aspekt.“
Die Argumentation, Baurecht sei bereits vorhanden, mag juristisch relevant sein, darf aber nicht über die ökologische Realität hinwegtäuschen. Ein alter Beschluss aus den 90er-Jahren kann und darf nicht die Grundlage für eine solch weitreichende und umweltschädliche Entscheidung im Jahr 2025 sein. Die Stadt Mainz hat 2014 nicht umsonst beschlossen, dass auf dem Gelände der Draiser Senke nicht mehr gebaut werden soll. Diesem Beschluss muss in Zeiten des Klimawandels noch mehr Gewicht beigemessen werden.
Der BUND Mainz fordert die Unimedizin und das Wissenschaftsministerium auf, diese kurzsichtigen Pläne umgehend zu stoppen. Es müssen alternative Lösungen für die dringend notwendige Modernisierung der Unimedizin gesucht werden, die nicht auf Kosten unserer Umwelt und der Gesundheit der Mainzer Bevölkerung gehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Profit und Bequemlichkeit über den Schutz unserer Lebensgrundlagen gestellt werden.
ÖDP zu den Bauplänen der Uniklinik in der Draiser Senke
Ökodemokraten kritisieren Überlegungen im Bereich des Bebauungsplans Medienpark nun doch zu bauen
„Die ÖDP-Stadtratsfraktion zeigt sich höchst alarmiert über die Pläne der Universitätskliniken in der Draiser Senke im Bereich des Bebauungsplans Medienpark Neubauten zu errichten. Es handelt sich hier um einen Bereich der für das Stadtklima höchst sensibel ist und ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Menschen der benachbarten Stadtteile ist“, so ÖDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Claudius Moseler. Darüber hinaus fehlt der ÖDP die Analyse und Bewertung von potentiellen alternativen Standorten für einen neuen Standort der Uniklinik. Als in den 90er Jahren der Bebauungsplan diskutiert und erstellt wurde, kam der politische Widerstand gegen das Freizeitpark-Projekt „Medienpark“ insbesondere vom Lerchenberg, aus Drais und Marienborn. Aus Sicht der ÖDP müssen die Bebauungspläne Medienpark schnellstmöglich auf den inhaltlichen wie auch auf den politischen Prüfstand. „Nachdem das Projekt Medienpark beerdigt wurde, hatte die ÖDP die Aufhebung des 65 Hektar großen Bebauungsplans B146 gefordert. Dieser Forderung kam die Stadtverwaltung und die politischen Gremien seinerzeit nicht nach. Dies rächt sich jetzt“, bedauert Moseler.
CDU Mainz zur Standortplanung der Unimedizin: Stadtratsfraktion setzt auf transparente Prüfung aller Optionen
Die Zukunft der Universitätsmedizin Mainz ist eine der zentralen Infrastrukturthemen für die Stadt und das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Nach Jahren des Investitionsstaus und angesichts zunehmend maroder Bausubstanz am bestehenden Standort rückt nun verstärkt die Frage nach einer umfassenden baulichen Neuausrichtung in den Fokus. Nun wurde bekannt, dass in diesem Zusammenhang geprüft wird, ob Teile der klinischen Versorgung – insbesondere der zentrale medizinische Bereich – in der Draiser Senke neu errichtet werden könnten. Die Fläche, die einst für den ZDF-Medienpark vorgesehen war, bietet baurechtlich günstige Voraussetzungen und könnte eine praktikable Lösung zur Entlastung des heutigen Campus darstellen. Andererseits wird sie von vielen Bürgerinnen und Bürgern als Naherholungsgebiet genutzt und spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der wichtigen Kaltluftschneise.
Der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Ludwig Holle sieht die Hauptverantwortung in dieser Frage klar beim Land: „Die Landesregierung bzw. das Wissenschaftsministerium müssen jetzt unvoreingenommen alle möglichen Optionen bewerten und an-schließend transparent kommunizieren, welche Faktoren ausschlaggebend sind.“ „Klar ist aber auch,“, so Holle weiter, „dass wir als Stadt Mainz auf eine funktionierende Unimedizin angewiesen sind und deshalb in diesen Prozess einbezogen werden möchten.“ „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit Unterstützung der Kommunalpolitk eine nachhaltige und pragmatische Lösung erreichen können.“
Grüne: Ökologische Funktion der Draiser Senke für die Gesundheit der Menschen schützen
Angesichts der Meldung die UniMedizin plane einen Neubau auf dem ehemaligen ZDF-Medienparkgelände erklärt Daniel Köbler, Fraktionsvorsitzender der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Mainzer Stadtrat und Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz:
“Wir GRÜNE haben unsere Mainzer UniMedizin immer unterstützt, auch in schwierigsten Zeiten. Dazu gehört auch die Entwicklung eines Baumasterplans für ein modernes, hochspezialisiertes und patientenorientiertes Universitätsklinikum. Auch mit unseren Stimmen wurde dafür eigens vom Landtag ein Sondervermögen aufgelegt. Aus Mainzer Sicht ist die innenstadtnahe Sicherung der Versorgung der Bevölkerung als Stadtkrankenhaus unerlässlich. Der derzeitige Standort in der Oberstadt ist dafür optimal.
Die Pläne für einen Medienpark wurden seinerzeit nach massiven Protesten vom ZDF zurecht gestoppt. Die ökologischen Gründe, die gegen diese Entwicklung sprachen, sind heute aktueller denn je. Deshalb hat auch der Stadtrat damals einen entsprechenden Beschluss gefasst.“
Christin Sauer, umweltpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Mainzer Stadtrat ergänzt: “Der Neubau eines Universitätsklinikums darf nicht die Kaltluftentstehung und Frischluftschneisen der Draiser Senke zerstören. Wir haben vergangene Woche erst wieder erlebt, was extreme Sommerhitze in einer versiegelten Stadt für die Gesundheit der Bevölkerung bedeutet. Neben dem Biotechnologiecampus darf es daher auch nicht zu einer weiteren massiven Versiegelung im Außenbereich von Mainz kommen. Erst im Januar hat der Stadtrat daher beschlossen, dass ein neuer Grüngürtel rund um Mainz entstehen soll, um endlich mehr Naherholungsflächen und kühle Orte zu schaffen. Bei der Entwicklung unserer Stadt wollen wir außerdem die Bürger*innen mitnehmen. Daher soll der Ratsbeschluss „Mainz 2050“ für eine integrierte nachhaltige Stadtentwicklung in einem partizipativen Prozess nun beherzt umgesetzt werden.”
Die Käufer und Mieter der hochpreisigen Wohnungen in Neu-, Alt- und Innenstadt sowie in Bretzenheim werden über die Aussicht, dort durchgegrillt zu werden, zunehmend begeistert sein und die Verantwortlichen hoffentlich bei den nächsten Wahlen abstrafen, nicht nur bei der CDU!