Von Michael Erfurth (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung)
Wenn am Sonntag, 11. März, die Wahllokale um 18 Uhr ihre Pforten schließen, soll wenig später feststehen, ob es einen neuen Oberbürgermeister gibt oder – was aufgrund aller Prognosen wahrscheinlicher ist – welche zwei der acht Kandidaten sich bei einer Stichwahl am 25. März gegenüberstehen. Zwischen 19.30 Uhr und 20 Uhr will Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) als Wahlleiter das vorläufige amtliche Endergebnis bekannt geben.
Keine Spekulation über höhere Beteiligung
18.346 Mainzer haben bis gestern Briefwahl beantragt oder bereits auf diesem Weg ihre Stimme für einen der Kandidaten abgegeben. Damit wird es am 11. März auf jeden Fall einen neuen Rekord bei den Briefwählern geben, wie Wahlleiter Sitte gestern berichtete. Denn der Anteil der Briefwähler an den aktuell 153.190 stimmberechtigte Mainzern liegt somit bereits bei knapp 12 Prozent. Bei der letzten OB-Direktwahl 2004 hatten 7,2 Prozent diese Möglichkeit der Stimmabgabe genutzt. Damals gab es 135.581 Wahlberechtigte.
Ob aus diesen Zahlen eine höhere Wahlbeteiligung ableitbar ist, darüber will Norbert Meixner, der bei der Stadt für die Organisation des Urnengangs zuständig ist, nicht spekulieren. 2004 lag sie bei nur 41,3 Prozent. „Der Trend geht bei allen Wahlen immer mehr hin zur Briefwahl“, so Meixner. Die Stadt hat auf diese Entwicklung reagiert und die Zahl der Briefwahlbezirke im Vergleich zur Wahl von 2004 um 14 auf 51 erhöht. Damit gibt es in Mainz diesmal 166 Stimmbezirke. Etwa 1500 Wahlvorstände und -helfer sind am 11. März im Einsatz, viele davon in der IGS Bretzenheim, denn dort werden die Briefwahlstimmen ausgezählt.
Meixner ist zuversichtlich, dass es nicht noch einmal zu einer Panne bei einer Auszählung kommt wie bei der Landtagswahl im März 2011. Damals fand sich am Montag nach der Wahl in Hechtsheim eine Briefwahlurne mit 223 Stimmzetteln, die nicht ausgezählt worden war – und das hatte erhebliche Konsequenzen. Denn am Sonntagabend lag die SPD-Direktkandidatin Doris Ahnen im Stadtteil-Wahlkreis mit 19 Stimmen vorne, bei der Nachzählung am Dienstag wendete sich das Blatt und CDU-Kandidat Wolfgang Reichel gewann mit 13 Stimmen Vorsprung das Direktmandat.
Kandidaten bei Wahlpartys im Rathaus
Damit sich solch eine folgenschwere Panne nicht wiederholt, müssen diesmal die Übergaben der Urnen von den Wahlvorständen schriftlich quittiert werden, berichtet Meixner. Stimmberechtigt bei der OB-Wahl sind deutsche Staatsangehörige ab 18 Jahren und EU-Ausländer mit erstem Wohnsitz in Mainz. Die Erhöhung der Zahl der Wahlberechtigten um fast 17700 gegenüber 2004 erklärt sich zum einen aus rund 700 bis 800 Einbürgerungen, die alljährlich in Mainz erfolgen, und der Einführung der Zweiwohnungssteuer, die viele Studenten dazu veranlasst, sich mit Hauptwohnsitz in Mainz anzumelden.
Erstmals zur Wahl aufgerufen sind 1.362 junge Mainzer, 2004 waren es nur 646 Erstwähler, wie Jürgen Wenzel von der Abteilung Statistik berichtet. Am Wahlabend treffen sich die Parteien zu ihren Wahlpartys im Rathaus. Lukas Augustin wird mit seinen CDU-Parteifreunden im Foyer auf den Monitoren das Einlaufen der Ergebnisse verfolgen, die SPD mit ihrem Kandidaten Michael Ebling trifft sich im Valencia-Zimmer, die Grünen mit Günter Beck beziehen die linke Seitenlobby.
Claudius Moseler ist mit der ÖDP und den Freien Wählern im Raum 45, und der Verein „Pro Mainz“ verfolgt mit Kandidat Heinz-Werner Stumpf im Raum 1a das Geschehen. Der Kandidat der Piratenpartei Matthias Heppner und der Parteilose Dr. Rainer Riemann haben keine Räume bei der Stadt gebucht, berichtet Ralf Peterhanwahr von der städtischen Pressestelle.
Nicht im Rathaus sein wird der parteilose Kandidat Klaus Bohland. Denn der muss am Wahlabend arbeiten, so Peterhanwahr.