Von Monika Nellessen (Allgemeine Zeitung, Mainz)
ECE hält am Ziel fest, das geplante Einkaufscenter mit einer Verkaufsfläche von 30.000 Quadratmetern und weiteren zehn Prozent für Gastronomie und Dienstleistungen über die Eppichmauergasse hinaus zu bauen und Pax-Bank und Polizeiinspektion einzubeziehen. Das machte ECE-Managing Director Gerd Wilhelmus am Mittwoch im Stadtrat deutlich, als er erste Pläne für das 250-Millionen-Projekt in der City vorstellte.
„Es ist ein Konzept, das Grundstücke beinhaltet, die uns noch gar nicht gehören, aber wir bemühen uns, die vier Grundstückseigentümer von einem Verkauf zu überzeugen“, sagte er. Zugleich betonte er, dass ECE „ganz am Anfang der Projektentwicklung“ stehe. Schon im ersten Konzept habe man aber auf Mainzer Bedenken reagiert. Den vielzitierten „Klotz“ in der Innenstadt werde es nicht geben. Laut ECE-Architekt Lorenz Riethmüller soll das ECE-Center nicht aus einem einzelnen Neubau bestehen. Stattdessen wolle man aus mehreren Gebäuden ein „modernes und durchlässiges Stadtquartier“ schaffen. Dabei sollen sich die einzelnen Gebäudeteile an die jeweilige Umgebung wie Gutenbergplatz, Ludwigsstraße oder Bischofsplatz anpassen. „Wir wollen die Charakteristika herausarbeiten, die Mainz auszeichnen“, warb Wilhelmus. Details würden in einem Fassadenwettbewerb erarbeitet. Städtebaulich gesehen werde der umbaute oberirdische Raum nicht größer als bislang, dies entspreche einer Bruttogeschossfläche von 36.000 Quadratmetern.
Karstadt-Warenhaus soll an Gutenbergplatz ziehen
Laut vorgestelltem Konzept zieht Karstadt an den Gutenbergplatz/Ecke Fuststraße. Der Warenhaus-Konzern sei damit einverstanden, so Wilhelmus. Der Karstadt-Eingang wäre dort, wo heute der „China-Pavillon“ ist. Hinter dem zweigeschossigen und 12,50 Meter hohen Vorbau, auf dem auch ein Dachrestaurant möglich wäre, erstreckt sich auf drei Geschossen das Warenhaus dort, wo sich aktuell das Karstadt-Medienhaus und ein Wohn- und Geschäftsgebäude im Besitz des Bistums befinden. Unterirdisch dehnt sich Karstadt mit Warenhaus, Le Buffet und Perfetto künftig weiter aus und verfügt somit über rund 15.000 Quadratmeter inklusive Karstadt Sport. Das so genannte Basement – auch mit anderen Handelsangeboten als Karstadt – erstreckt sich unter dem gesamten Komplex bis Weißliliengasse. Karstadt Sport soll sich laut aktuellem Plan an der Ecke Ludwigsstraße/Weißliliengasse präsentieren, noch offen scheint aber, ob in erster oder zweiter Reihe. Anscheinend gibt es hier auch Interesse, einen Apple Store zu platzieren.
Die Fuststraße soll Durchgang bleiben. ECE schlägt aber vor, nur noch einen Fußgängerweg zu erhalten. Auf der anderen Seite der Fuststraße schließen sich an der Lu, nun komplett an eine so genannte „Masterlinie“ bis an die Straße vorgebaut, zwei zweigeschossige „Geschäftshäuser“ mit eigenen Zugängen an, bevor ein neuer Durchgang geschaffen wird, etwa in Höhe Vorderer Präsenzgasse (andere Straßenseite). Dieser Weg führt zu einem 60 mal 30 Meter großen überglasten Atrium inmitten des Einkaufscenters, von dem aus eine 80 bis 90 Meter lange Einkaufspassage bis zur Weihergartenstraße führt. Der neue „Platz“ vor der Passage soll laut den werbenden ECE-Worten zu so etwas wie dem Herzstück des neuen Centers werden. „Wir haben gelernt, dass Mainz auf seinen Plätzen lebt“, so Riethmüller. „Wir fügen den historischen Plätzen im Zentrum einen neuen Platz für modernes urbanes Leben hinzu.“ Sowohl Fuststraße als auch dieser Platz blieben Tag und Nacht begehbar.
Im Grenzbereich zur südlichen Altstadt wolle man die historischen Elemente der Umgebung aufgreifen, sei es durch die Dachgestaltung an der Weißliliengasse oder durch entsprechende Fassaden am Bischofsplatz. Die Eppichmauergasse werde durch eine „filigrane Brücke“ im ersten Stock überbaut. „Wir brauchen die Länge dieser Passage, an deren Ende ein Einkaufsmagnet ist, um ein Einkaufscenter entstehen zu lassen, das die notwendige Fernwirkung hat, also zusätzliche Kunden aus dem Umland anlockt“, erklärt Wilhelmus.
ECE: „80 bis 90 Läden angemessen“
Nach ECE-Wunsch könnte sich ein Mode-In-Label wie Hollister am bisherigen Domizil der Polizeiinspektion Altstadt ansiedeln. Insgesamt sei das neue Einkaufscenter mit 18.000 Quadratmetern neuer Verkaufsfläche wirtschaftlich nicht überdimensioniert, so ECE. Derzeit verfügt Karstadt über 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Eine kleine Lösung, also „Karstadt mit ein paar Läden“, sei nicht sinnvoll, bezogen sich die ECE-Planer auf das gestern ebenfalls vorgestellte Einzelhandelsgutachten (siehe zweite Lokalseite). 80 bis 90 Läden im neuen Center seien angemessen. Wilhelmus: „Um ehrlich zu sein, 100 wären uns noch lieber.“
Sowohl die zentrale Zulieferung für das Center als auch die Zufahrt zu einer Tiefgarage in einer zweiten unterirdischen Ebene mit rund 400 Stellplätzen ist an der Weißliliengasse vorgesehen. Sowohl Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) als auch Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) zeigten sich auf AZ-Anfrage in einer ersten Reaktion zufrieden, dass „ECE sich auf Mainzer Vorstellungen zubewegt.“ Zugleich fügte Grosse hinzu, dass das anvisierte Bauvolumen „ohne Zweifel eine Vielzahl städtebaulicher Fragestellungen“ aufwerfe. Dagegen blieb ECE-Manager Wilhelmus dabei: „Je größer, umso attraktiver und besser.“