Der US-Pharmakonzern Eli Lilly will mit einer Investition von 2,3 Milliarden Euro ein neues Werk in Rheinland-Pfalz bauen – jedoch nicht auf dem Mainzer Biotech-Campus. Als Standort wählte man Alzey, 30 Kilometer südlich von Mainz, hier soll ab 2024 gebaut werden und das Werk 2027 in Betrieb gehen. Damit will der Konzern auch vom boomenden Geschäft mit Abnehmspritzen profitieren, das in den USA einen Hype erzeugt hat und mit dem auch Novo Nordisk in Mainz boomt. Die Mainzer FDP schaut wehmütig nach Alzey.
Bis zu 1.000 Menschen sollen in dem neuen Werk beschäftigt sein. Zusätzlich würden 1.900 Arbeitsplätze in der Bauphase entstehen. Bundeswirtschaftsminister Habeck betonte, im Gegensatz etwa zu geplanten Chipfabriken in Ostdeutschland komme die Ansiedlung ohne Steuergelder aus. Die Investition von Lilly sei eine der größten einzelwirtschaftlichen Entscheidungen in Deutschland in diesem Bereich. „Es ist ein großes Ausrufezeichen, das hier gesetzt wird.“
Eli Lilly mit Sitz in Indianapolis ist nach Börsenwert der wertvollste Arzneimittelhersteller der Welt. In Deutschland ist das Unternehmen seit 1960 aktiv und erzielte im vergangenen Jahr mit rund 1.000 Beschäftigten einen Umsatz von 905 Millionen Euro.
In den USA hat Lilly bereits die Zulassung des Mittels als Abnehmspritze, die unter dem Namen Zepbound vertrieben wird und in Konkurrenz zu einem ähnlichen Produkt des dänischen Konzerns Novo Nordisk steht. In Europa fehlt die Zulassung noch und soll Anfang kommenden Jahres kommen. Mit Alzey gebe es dann sechs Fertigungsanlagen von Lilly in Europa.
Dietz: Chance auf Biotechstandort muss effizient angegangen werden – Alzey als Vorbild bei gemeinsamen Anstrengungen
Mit der Ansiedlung wächst auch die Bedeutung von Rheinland-Pfalz für die Biotech- und Pharmaindustrie. In Mainz hat der Corona-Impfstoffhersteller Biontech seinen Sitz, in Ingelheim Boehringer. Mit nicht wenig Wehmut blickt der Vorsitzende der FDP- Stadtratsfraktion, David Dietz, in diesen Tagen in Richtung Alzey.
„Die Ansiedlung des amerikanische Pharmaunternehmens Eli Lilly im Industriegebiet Alzey-Ost macht deutlich, dass auch bei uns wirklich große Würfe möglich sind. Währenddessen verheddern wir uns beim Aufbau unseres Biotechstandortes am Europakreisel im Klein-Klein, weil Vorgaben des Bebauungsplans um 3,93 Meter gerissen werden“, bedauert Dietz.
Die Debatte um das neue LAB 2 ähnelt in frappierender Weise dem grauenvollen Theater, das es auch um das mittlerweile immer stärker konturannehmende LAB 1. „Wenn es wirklich darum geht, dass wir künftig über jeden Antrag, bei dem 3,93 Meter zu viel geplant werden, eine ellenlange Grundsatzdiskussion, inklusive persönlicher Schmähungen, führen, können wir unsere „Jahrhundertchance“ auch gleich drangeben“, findet Dietz. „Das nervt ja nur noch!“
Mainz befindet sich mit vielen anderen Standorten, die Pharma- und Biotechnologiefirmen von einem Investment überzeugen wollen, in einem intensiven Wettbewerb. „Wir müsse beweisen, dass wir es ernst meinen und neben Novo Nordisc und BioNTech weiteren Herstellern und Forschungsunternehmen den roten Teppich ausrollen wollen. Nicht zuletzt dank der gesenkten Gewerbesteuersätze haben wir derzeit gute Argumente.“
Deshalb ist es nach Dietz´ Ansicht nunmehr entscheidend, die infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen. „Nach intensiver Debatte um den Standort haben wir uns fraktionsübergreifend mehrheitlich dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Es kann deshalb nicht sein, dass wir uns jetzt in jeder Runde mit Petitessen aufhalten“, mahnt Dietz. Es braucht offensichtlich noch einmal einen gemeinsamen Kraftakt, damit die Landeshauptstadt an der Stelle wirklich vorankomme. „Sollten wir tatsächlich einen neuen Bebauungsplan brauchen, muss klar sein, dass die Chance auf ein effizienteres Vorankommen für den Biotechstandort Vorfahrt bekommt“, fordert Dietz. „Alzey hat es bravourös vorgemacht! Für das kommende Jahr wünsche ich mir sehr, dass wir uns davon eine Scheibe abschneiden.“