von David Gutsche Illustration Lisa Lorenz
Was haben wir nicht wieder alles erlebt in letztem Jahr? Einen Wechsel am Theater, mehrere beim Weihnachtsmarkt und einen beim Fußball (Trainer Tuchel geht, neuer Trainer Hjulmand kommt). Darüber trösten konnte uns nur das Großereignis dieses Sommers: Wir sind Weltmeister! (trotz berechtigter Proteste von Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten, aber Geld regiert nun mal die Welt …). Mehr Veränderung auch in der Politik:
Bei den Kommunalwahlen im Sommer wird im Stadtparlament die alte Koalition bestätigt; mit Abstrichen für die FDP. Beim Land dagegen wurden im Oktober fast alle SPD-Spitzenpolitiker im Zuge der Nürburg-Affäre ausgetauscht. Chapeau Frau MP Dreyer! Kriege und Aufstände gab’s natürlich auch wie immer – die Rüstungsmaschine will gefüttert werden. Es war vielleicht sogar DAS Jahr der Aufstände. Und wir und andere schlagen uns mit den Konsequenzen herum: Flüchtlingsströme so groß wie damals nach dem 2. Weltkrieg. Mainz ist auf der Suche nach Unterkunfts-Möglichkeiten und möglichst guter Versorgung der Leute. Vor kurzem bewilligte der Bund die Nutzung seiner Kasernen sowie weiterer Gelder – ein Lichtstreifen am Horizont.
Sportliches Highlight war wie immer der Gutenberg Marathon bei durchwachsenem Wetter. Dagegen strahlten kulturelle Highlights wie das Open Ohr bei schönster Sonne seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Das Wetter zumindest war gut im letzten Jahr, soviel kann man sagen, auch beim grandiosen Summer in the City, der Nachttanzdemo, beim AstA Sommerfest mit gefühlt hunderten Bands, beim Weinmarkt, Johannisfest und auch beim erstmalig in Mainz stattfindenden Techno-Spektakel „Love Family Park“, welches erst gegen Abend in ein Gewitter mündete, welches sich gewaschen hatte.
Ansonsten gab es 2014 wieder jede Menge Bauprojekte: ECE beherrschte hier weitestgehend die Schlagzeilen, aber auch der Zollhafen wächst Block für Block. Die Mainzelbahn reißt die Erde auf, die neue Feuerwache steht, Schmuckstück Osteiner Hof ist verkauft und der Wohnungsbau schreitet munter voran. Mainz wächst und gedeiht, auch wenn ein paar Unternehmen wie IBM wegziehen. Dafür wird der Wirtschaftspark auf der grünen Wiese Richtung Hechtsheim immer voller: 2016 kommt Deublin aus den Staaten mit 200 Arbeitsplätzen. Es wird eng.
Auch in der City Neugründungen von mutigen Entrepreneuren: So kamen 2015 Bullys famose Burger am Bahnhof dazu, die neuen Vegetarischen: Eco Café und Kumpirladen, das Baristaz, die Ka Boom Bar (leider schon wieder zu), Brits Kwisin, die Weinbar Laurenz öffnet am 3. Januar in der Adam Karillon / Ecke Gartenfeld und ein unüberschaubarer Mix in der Gaustraße sorgt für Begeisterung. Viele weitere Ideen stecken noch in der Pipeline (und sind im nächsten sensor zu lesen). Viel Veränderung also in 2014. Doch wie sieht es 2015 aus?
Mainz 2015: Eine große Baustelle
2015, das Jahr der Ziege, verheißt Friede, Freude, Eierkuchen. Wenn die Chinesen also Recht behalten bedeutet dies eine Zunahme von Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und sozialer Fairness. Politisch lässt das – nach den Konflikten der letzten Monate – auf friedliche und diplomatische Lösungen hoffen.
Zuerst aber kommt die Fastnacht – Rosenmontag am 16. Februar! Danach startet das neue Jahr erst so richtig und wird vor allem eines: Baustelle. Aufgrund günstiger Finanzierung und einem erheblichen Bedarf an (Wohn)-Raum wird in Mainz gebaut was das Zeug hält. Hervorstechende Beispiele sind oben im King Park zu finden, oder das neue Neustadt-Quartier mit dem kreativen Namen M1, der Ausbau der nördlichen Neustadt oder das große Heilig-Kreuz Areal (Ex IBM-Gelände). Mainz braucht Platz! Aber auch der „Luxus“-Bau schreitet weiter voran und so wird der Zollhafen noch über Jahre Groß-Baustelle bleiben.
Weitere nennenswerte Bauprojekte sind: das neue Archäologische Zentrum unten am Cinestar auf dem Gelände der ehemaligen Neutorschule, die Mainzelbahn (bis 2017) sowie diverse kleinere Innenstadt-Projekte, denn da gab es 16 Mio. vom Land zur Aufwertung der Stadt. Hervorstechend ist hier die Umgestaltung der Bahnhofsstraße zu einer Art Boulevard. Weiter nachgedacht wird über die Sanierung des Rathauses. Zurzeit läuft dazu ein Ideenwettbewerb, der eine mögliche Absenkung des Rathausplatzes vorsieht. Eine Entscheidung dazu wird jedoch erst in zwei Jahren erwartet.
Ebenso in der Schwebe ist ein möglicher „Kuppelbau“ auf dem Hechtsheimer Messegelände, in dem Konzerte und Sport-Events stattfinden könnten. Wäre ja nicht verkehrt, nachdem die Phönixhalle und das KUZ dicht machen werden und somit kaum noch Event-Locations zur Verfügung stehen. Wobei das KUZ noch unklar ist. Von den bisherigen drei Betreibern wollen zwei weitermachen. Auf deren Konzept ist man gespannt. Die Stadt hat den Mietvertrag zwar für 2015 verlängert, aber im Prinzip stehen die Bagger bereit, um zumindest die große Halle früher oder später abzureißen. Danach muss ein neues (Betreiber)-Konzept gefunden werden, evtl. auch mit jüngeren Leuten und Initiativen.
Auch die Kunsthalle wird einen neuen Chef/-in bekommen, der alte eilt Ende März nach Bregenz auf eine interessantere Position. Doch weiter im Bau: Die Sanierung von Schloss und Rheingoldhalle steht ebenfalls an. Ebenso die vom Landtag, der Ende 2015 ins Rathaus und ab 2016 temporär in die Steinhalle vom Landesmuseum ziehen wird.
Und das ECE Kaufhaus bleibt natürlich weiterhin großes Thema. Laut OB Ebling gehe es da nicht so voran wie gewünscht, denn die Kaufhaus-Leute haben immer noch wichtige Fläche nicht gekauft, wie zum Beispiel den „China“-Pavillon. Im Moment würde angeblich ohne diese Flächen „nur“ mit einer kleinen Lösung geplant. Ob dem zu trauen ist? Der Poker läuft weiter…
Sommer-Kultur
Kulturell wird es ähnlich ablaufen wie bisher. In 2015 findet wieder einmal die Mainzer Minipressenmesse vom 4. bis 7. Juni statt sowie die Museumsnacht am 30. Mai. Der Summer in the City präsentiert Größen wie Mark Knopfler, Roxette, Anastacia und das Orquesta Buena Vista Social Club. Auch die Fantastischen 4 werden kommen. Sport-Highlight ist wie immer der Gutenberg Marathon am 10. Mai sowie ein großes neues Geo-Caching Event vom 14. bis 17. Mai. Wir sind gespannt… Auch auf den Versuch der Stadt, weiter aus den Schulden rauszukommen – 1,1 Mrd. sind es derzeit. Die Erhöhung der Grundsteuer B ist hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Viel Bewegung ansonsten noch im sozialen Bereich: Hier befindet sich – nach der Kita-Action vom letzten Jahr – der Fokus nun auf dem Bau und der Optimierung von Schulen und Sporthallen: IGS, Anna Seghers, Gutenberg Gymnasium … sind 2015 an der Reihe, hier werden 200 Mio. Euro verbaut.
In diesem Sinne nicht vor zuviel Baulärm verzweifeln und ein gutes Jahr der Ziege 2015. Määäh!