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Kaufhof Mainz schließt / Wiesbaden (Karstadt) bleibt

Nachdem das Amtsgericht Essen am 1. April das Insolvenzverfahren eröffnet hat, sind nun weitere wichtige Schritte für die Zukunft des Warenhausunternehmens Galeria Karstadt Kaufhof GmbH erreicht worden. In diesem Zuge soll nun auch die Mainzer Filiale schließen und damit existiert nun kein Warenhaus mehr in der Stadt – dafür eine interessante Immobilie.

„Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, erklärt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. „Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte. Dort, wo uns mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden. Dafür haben wir gemeinsam mit dem Sozialpartner eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen rund 1.400 Mitarbeiter erarbeitet.“

Dank der wirtschaftlichen Unterstützung durch das Investorenkonsortium wurde mit dem Gesamtbetriebsrat am 26. April ein Interessenausgleich und ein Sozialplan geschlossen. Dort ist u.a. festgelegt, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Von derzeit 12.800 Arbeitsplätzen bei Galeria werden rund 11.400 erhalten. Zudem wird das bisherige Service Center in Essen zukünftig an einen neuen Standort in die Filiale Düsseldorf Schadowstraße umziehen.

Insgesamt 16 Filialen sollen schließen, darunter eben auch die in Mainz. Hier sind aktuell noch rund 100 Mitarbeiter (Stand März 2023) beschäftigt. Nächster Schritt im Insolvenzverfahren ist die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung in der Messe Essen.

Beschäftigte aus dem Einzelhandel haben gute Aussichten auf neue Jobs

„Die betroffenen Angestellten aus dem Einzelhandel dürften voraussichtlich schnell einen neuen Job finden, denn die Nachfrage nach Arbeitnehmern aus dieser Berufsgruppe ist aktuell trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands vergleichsweise hoch”, meint Ökonomin und Arbeitsmarktexpertin Dr. Annina Hering. Seit 2017 erforscht sie im Auftrag der weltweit führenden Jobseite Trends und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt mit nationaler und globaler Relevanz. „Unsere Daten zeigen, dass in Deutschland aktuell in fast allen Branchen deutlich weniger Menschen gesucht werden als im Vorjahr. Einzig der Einzelhandel und Arztberufe stechen diesbezüglich mit einer erhöhten Nachfrage nach neuem Personal in Höhe von jeweils mehr als 6 Prozent im Vergleich zu 2023 hervor. Für gekündigte Arbeitnehmer von Galeria Karstadt Kaufhof bedeutet dies, dass sie gute Aussichten auf eine Neueinstellung haben und  trotz ihrer Kündigung selbstbewusst in Bewerbungsgespräche gehen können. Im besten Fall führt die Kündigung sogar zu einem neuen Arbeitsvertrag mit verbesserten Konditionen”, erläutert Hering und ergänzt:  „Auf die rund 450 Mitarbeiter, die ihren Job in der Konzernzentrale von Galeria Karstadt Kaufhof verlieren, dürfte hingegen eine schwierigere Jobsuche zukommen. Der Markt für Bürojobs ist zuletzt nämlich eingebrochen. Besonders stark, um fast ein Drittel, ist die Nachfrage nach Arbeitnehmer aus dem Personalwesen zurückgegangen. Dies ist ein weiterer Indikator dafür, dass viele Unternehmen momentan weniger Neueinstellungen planen. Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass deutsche Unternehmen momentan branchenübergreifend mehr Personal einstellen als vor dem Beginn der Pandemie. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass diese Nachricht aktuell höchstens ein Trostpflaster für die gekündigten Angestellten sein dürfte. Schließlich sind Kündigungswellen für die betroffenen Mitarbeiter ein schwerer Prozess. Zudem dürften die Unsicherheiten rund um die Insolvenz von Deutschlands letzter Warenhauskette für sämtliche Arbeitnehmer im Unternehmen ein enormer Stressfaktor in den vergangenen Wochen gewesen sein.“

CDU fordert schnelles Handeln der Stadtverwaltung
Der Vorsitzende der CDU Mainz Thomas Gerster sieht nun dringenden Handlungsbedarf: „Es tut weh, mit anzuschauen, wie mein Stadtteil, die Altstadt, immer weiter verödet. Das Kaufhof-Aus ist ja nur ein weiterer Schlag für die Mainzer Wirtschaft, nachdem der Leerstand in den letzten Jahren stetig zugenommen hat.“ „Die Stadt Mainz muss nun schnell handeln und eine führende, aktive Rolle übernehmen, um mitzuentscheiden und zu gestalten, wie es mit dem Kaufhof-Gebäude weitergehen soll. Es müssen Gespräche mit dem Insolvenzverwalter geführt werden, damit die Zeit des Leerstands so kurz wie möglich bleibt.“, so Gerster weiter. Er ergänzt: „Auch die Schicksale der rund hundert Mitarbeiter sollten uns nicht egal sein. Die Stadtverwaltung muss hier Verantwortung übernehmen und eine Vermittlerrolle einnehmen, die den Betroffenen einen möglichst schnellen Jobwechsel erleichtert.“
Der Fraktionsvorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Ludwig Holle weist zudem auf einen weiteren Aspekt hin, der im Zusammenhang mit der zunehmenden Verödung der Mainzer Innenstadt nicht ignoriert werden darf: „Die Diskussionen, wie wir sie zuletzt rund um die Einführung einer Fußgängerzone in der Schusterstraße hatten, sorgen für Unsicherheiten und schaden den Zukunftsaussichten des Einzelhandels in Mainz massiv. Nur in Städten, in denen eine gute Erreichbarkeit, insbesondere aus dem Umland, für den Einkauf oder den Wochenendbesuch garantiert ist, wird die Innenstadt von den Bürgern angenommen und bleibt lebendig. Das beste Beispiel dafür ist unser Nachbar Ingelheim.“, so Holle abschließend.

FREIE WÄHLER: Zentrenkonzept darf nicht weiter die Innenstadt aushöhlen
„Sollte es wirklich zu der Schließung der Mainzer Filiale von Galeria Kaufhof kommen, muss zeitnah über eine alternative Nutzung des Gebäudes nachgedacht werden. Der Leerstand eines solchen Objekts in bester Innenstadtlage mit angeschlossenem Parkhaus, kann sich Mainz nicht leisten. Eine attraktive und belebte Innenstadt kämpft jetzt schon um ihr Überleben in gewissen Bereichen. Die Zwischen-Nutzung der leerstehenden Karstadt-Filiale durch die „Lulu“ hat gezeigt, das Konzept zur Belebung der Innenstadt muss neu gedacht werden und offen sein für neuartige und alternative Nutzungen. Entwicklungspotenziale und -strategien müssen zeitnah identifiziert und umgesetzt werden“, so Victoria Wruuck, wirtschaftspolitische Sprecherin der FREIEN WÄHLER Mainz.
„Das Zentrenkonzept soll unseren Einzelhandel stärken und darf ihn nicht aushöhlen. Die „City-Meile“ muss ihrem Namen wieder gerecht werden und ein entspanntes Einkaufen in der Stadt ermöglichen, sei es durch ÖPNV oder Individualverkehr. „Versorgungseinkauf“ gerne auf der „grünen Wiese“, „Einkauferlebnis“ in der Innenstadt. Bei der Erhaltung und Belebung der Innenstadt muss auch immer der Verkehr mitgedacht werden“, so ergänzend Christian Weiskopf, Kreisvorsitzender der FREIEN WÄHLER.
„Sollten die Vermieter an den jeweiligen Galeria-Standorten dem Konzern entgegenkommen und die Mieten reduzieren, könnten einzelne Schließungen noch abgewendet werden. Noch besteht Hoffnung, dass dies auch für die Mainzer Filiale gilt und ein Potenzial zur notwendigen Profitabilität geschaffen werden könnte. Dies wünschen wir uns, nicht nur für den Erhalt des „Innenstadtkaufhauses“ für die Mainzer, sondern vor allem für die Mitarbeiter“ resümieren Wruuck und Weiskopf.

SPD Mainz: Galeria Karstadt Kaufhof muss in Mainz bleiben!
Als einen Schlag ins Kontor bezeichnet die Mainzer SPD die Entscheidung des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof, das Haus in Mainz zu schließen. „Das ist eine dramatische Nachricht für alle Beteiligten, für die Beschäftigten, für die Kunden, für den Einzelhandel in der Innenstadt und für den Wirtschaftsstandort Mainz insgesamt“, sagen die beiden SPD-Vorsitzenden Jana Schmöller und Ata Delbasteh. „Wir stehen an der Seite der Mitarbeiter in Mainz und an der Seite der Gewerkschaft Verdi, die für die Beschäftigten eintritt. Wir bedauern, dass der innerstädtische Handel mit der Aufgabe des Standorts einen wichtigen Bezugspunkt verliert. Wir kritisieren die Entscheidung des Konzerns, die wir nicht nachvollziehen können. Wir fordern das Unternehmen auf, sein Vorhaben zu überdenken und rückgängig zu machen.“
Die Ankündigung habe negative Folgen für viele Menschen und viele Bereiche des Wirtschaftslebens. Hier wird eine Entscheidung zu Lasten der Beschäftigten und zu Lasten der Kunden getroffen. allein der Konzern profitiert davon. „Das muss jetzt Chefsache werden“, sagten Schmöller und Delbasteh. „Hier muss man tätig werden. Und zwar schnell. Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernentin müssen ihrer Verantwortung gegenüber der Stadt gerecht werden.“ Mit diesen Worten appellierten Schmöller und Delbasteh an die Stadtspitze mit Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernentin, sich nicht in die Entscheidung zu fügen und gemeinsam mit der SPD und weiteren politischen Akteuren beim Konzern für eine Revision der Entscheidung einzutreten.

FDP regt Mainzer Jobbörse an und mahnt vor weiterem Leerstand
Die Menschen möglichst nahtlos wieder in neue gute Beschäftigungsverhältnisse zu bringen, sollte jetzt Gemeinschaftsaufgabe wahrgenommen werden. „Jetzt müssen alle an einen Tisch, nach Lösungen suchen und auch mal neue Wege gehen. Bislang verfügt die Stadt über keine eigene Jobbörse mit dem Fokus auf Mainz. Der Mangel an Fachkräften macht gerade den kleinen Traditionsunternehmen zu schaffen, führt sogar zu Geschäftsaufgaben. Hier müssen wir die Menschen & Unternehmen schneller zusammenbringen“, so Susanne Glahn, Kreisvorsitzende der FDP und Spitzenkandidatin für den Stadtrat.
Im Zuge der Schließung des Galeria Kaufhof sind auch die neuen Pläne der Verwaltung mit einer Sperrung der Schusterstraße ab der Höhe der Einfahrt ins Parkhaus, dessen weitere Bewirtschaftung ab September durch die PMG zu überlegen wäre, sehr kritisch zu sehen. „Einer Neugestaltung und einer Beruhigung der Straße mit mehr Aufenthaltsqualität stehen wir positiv gegenüber“, so Susanne Glahn „sehen aber bessere Möglichkeiten als eine Sperrung. Das könnte zum Beispiel durch Maßnahmen wie bei der Großen Langgasse erreicht werden.“
Die Innenstadt als Ganzes steht vor großen Herausforderungen und braucht dringend mehr Publikum. Experimente wie weitere Straßensperrungen schränken jedoch die Erreichbarkeit der Innenstadt ein und könnten kontraproduktiv sein. Dies gilt auch deswegen, weil auch der PKW-Verkehr in der Großen Bleiche verdrängt werden soll. Zudem werden in den nächsten Jahren in Mainz zahlreiche Baustellen eingerichtet. Dies sollte für die Verwaltung das Signal sein, bestehende Durchfahrten zu erhalten. Auch auf der Kaiserstraße und Rheinstraße wird es zu baustellenbedingten Verkehrssteigerungen kommen. Sie können damit den ggf. anfallenden Ausweichverkehr aus der Schusterstraße ohne massive Staus und Behinderungen des Verkehrsflusses nicht aufnehmen. „Eine Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr (ca. 4.000PKW/Tag) sehen wir gerade auch wegen der angekündigten Schließung des Kaufhof als kritisch an“, so Werner Rehn, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Stadtratsfraktion.
„Die Straße ist die wichtigste Anbindung für die Geschäfte und Anwohner des Bereiches um die Römerpassage, Klarastrasse, Zanggasse, Emmeranstrasse, Flachsmarkt, Bauerngasse und das Bleichenviertel, die von Süden dann nicht mehr direkt angefahren werden können, der zu erwartende Leerstand von Galeria Kaufhof – wenn auch hoffentlich nur temporär – wird gerade die dort ansässigen Geschäfte von Laufkundschaft abtrennen“, so Glahn. Das betrifft auch Besucher von Landtag, Stadthaus oder BioNTech und führt zu zusätzlichen Umgehungsverkehr, der von Süden entweder mit ca. 4.000 PKW/Tag die Weißliliengasse, Große Langgasse und die Große Bleiche belasten werden, um dann auf der Höhe des Landesmuseums wieder rechts in die Schusterstraße einzufahren. Das sind ca. 1 km Umweg, um an das gleiche Ziel zu kommen und führt nur zu mehr Belastungen. Gleiches auch, wenn der Verkehr über die Kaiserstraße umgeleitet werden würde.
Besorgt zeigt sich auch Jan Sebastian, Präsident des Handelsverband Rheinland-Pfalz, der auch für den Stadtrat kandidiert, aus seinen Gesprächen mit Unternehmern der Schusterstraße, die über die neuen Plänen durch die Verwaltung nicht informiert wurden und auch weil offen bleibt, ob die Parkbereiche in der Schusterstraße bei der Umgestaltung noch erhalten werden oder entfallen. Letzteres wird mitentscheiden, ob diese Unternehmen an diesen Standorten noch verbleiben werden oder es zu weiterem Leerstand kommt.
Thomas Klann, baupolitischer Sprecher der FDP- Stadtrats-Fraktion merkt auch an, dass diese neuen Pläne nicht den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung entsprechen, an dem er teilgenommen hatte. Ferner kann es bei der Ein- bzw. der Ausfahrt des Kaufhof-Parkhauses durch die Sperrung zu Wendemanövern von PKW´s und zu erheblichen Gefahrensituationen kommen, die Einzelhandelsgeschäfte werden vom Kundenstrom abgehängt und es liegen letztlich keine belastbaren Untersuchungen über die strukturellen Auswirkungen solcher Sperrungen vor. „Wir brauchen für die Schusterstraße eine Lösung, die die Situation der Anwohner, Radfahrer und Fußgänger verbessert, ohne den Einzelhandel und die Anwohner der weiteren Innenstadt durch die Sperrung zu belasten. Der Schillerplatz und die Große Langgasse zeigen, dass derartige Lösungen möglich sind und auch angenommen werden“, so Susanne Glahn.

Oberbürgermeister Nino Haase zur drohenden Kaufhofschließung

OB Haase stellt sich an die Seite der Mitarbeitenden: „Die Nachricht, dass auch der Mainzer Kaufhof schließen soll, macht uns allen große Sorgen. Etwas Hoffnung bleibt, denn noch ist Zeit für die Insolvenzverwalter, Gläubiger und Kaufinteressenten weiterzuverhandeln. Unser Ziel ist klar: Wir Mainzer möchten, dass Kaufhof auch in unserer Stadt eine Zukunft bekommt und sich mit frischen Ideen weiterentwickeln kann. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit den Beschäftigten mit voller Energie in den kommenden Wochen ein. Als Oberbürgermeister führe ich zusammen mit Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz zuerst Gespräche mit der Mainzer Geschäftsführung sowie dem Betriebsrat und anschließend mit den Insolvenzverwaltern. Klar ist auch: Neben der motivierten Mitarbeiterschaft, reichlich Kundschaft und innovativen Konzepten, wie sie gerade in Mainz in den letzten Monaten entwickelt wurden, braucht es einen fairen Mietpreis: Für einen Erfolg muss auch die insolvente Vermietergesellschaft ihren Beitrag leisten. Auch dafür werden wir uns in den kommenden Wochen einsetzen. Für Mainz als attraktive und moderne Einkaufsstadt.“

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