Am Mittwoch, den 17. Mai hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die rund 350 Beschäftigten der Kauflandfilialen in Alzey und Mainz-Bretzenheim zum Streik aufgerufen. Die Beschäftigten der beiden Filialen haben den Staffelstab von Ikea in Koblenz, die bereits in der vergangenen Woche gestreikt haben, aufgenommen und führen den Streik zur Durchsetzung der Tarifforderungen für den Einzel-und Versandhandel in Rheinland-Pfalz weiter.
Das Angebot der Arbeitgeber an die rund 150.000 Arbeitnehmer im rheinland-pfälzischen Einzelhandel sei realitätsfremd und spiegele in keinem Punkt die Forderungen von ver.di wieder. ver.di fordert eine Erhöhung aller Gehälter und Löhne um 2,50 € pro Arbeitsstunde, sowie die Erhöhung der Auszubildendenvergütung um 250 € je Ausbildungsjahr. Eine zentrale Forderung der Gewerkschaft ist die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge für den Einzel- und Versandhandel in Rheinland-Pfalz. „Mit der Allgemeinverbindlichkeit wären alle Einzelhändler verpflichtet ihre Beschäftigten nach Tarif zu bezahlen. Eine Laufzeit des Tarifvertrages von maximal 12 Monaten ist in diesen, von Rezession bedrohten Zeiten, unerlässlich“, so die zuständige Gewerkschaftssekretärin für den Handel, Petra Kusenberg.
Die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel hoffen auf eine tabellenwirksame Erhöhung, welche die exorbitant gestiegenen Lebenshaltungskosten ausgleicht. Mit dieser Erhöhung soll auch ein präventiv wichtiger Schritt gegen die drohende Altersarmut eingeleitet werden. „Aber das Angebot der Arbeitgeber ist ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Einzel-und Versandhandel. Es bedeutet Reallohnverlust für die schon heute von Altersarmut bedrohten Kolleginnen und Kollegen“, stellt Kusenberg fest.
Die von den Arbeitgebern angebotene Entgeltsteigerung von 3 % im ersten Jahr verhöhne die Leistung der systemrelevanten Beschäftigten. Die 3 % bedeuten bei einer Verkäuferin im Endgehalt eine Erhöhung von 0,52 € die Stunde. 750 € Einmalzahlung sollen dieses Angebot schönen. Die angebotenen 2 % Erhöhung für das 2. Jahr bedeutet in der gleichen Gehaltsgruppe eine Erhöhung von 0,36 € die Stunde. Auch hier sollen 250 € Einmalzahlung über das inakzeptable Angebot hinwegtrösten. Damit Arbeitgeber besser reagieren können stellt man sich für Krisenbetriebe eine Notfallklausel vor, die diesen die Möglichkeit geben soll, von diesem Angebot nach unten abzuweichen.
Azubis sollen ebenfalls die 3 % und 2 % erhalten, allerdings im 1. Jahr 250 € und im 2. Jahr 100 € Einmalzahlung.
Bei Preissteigerungen von Lebensmitteln über 22 % und den explodierenden Energiekosten, ist ein solches Angebot unannehmbar. Für alles was Beschäftigte darüber hinaus benötigen sei der Staat verantwortlich, erklärte die Arbeitgeberseite.
„Das Angebot ist eine Frechheit und absolut realitätsfern! Wir haben uns bewusst gegen eine lineare Erhöhung entschieden, da wir die unteren Lohn- und Gehaltsgruppen gleichermaßen stärken wollen. Die Kolleginnen und Kollegen können von ihren Arbeitgebern erwarten, dass sie von den 10,7 % Umsatzsteigerungen der Branche im letzten Jahr ihren Teil abbekommen“, so Kusenberg weiter. „Und dieser Teil muss so ausgestaltet sein, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Lebensunterhalt davon bestreiten können“, erklärt die Gewerkschafterin abschließend.