Die Welt wird täglich ungerechter, das Geflecht aus politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten immer dichter: Vor diesem Hintergrund lässt Hagen Rether Strippenzieher, Strohmänner und Sündenböcke aufziehen. LIEBE lautet der Titel seines Programms, mit dem er am dritten Adventswochenende die Rheingoldhalle bespielt. Doch diese kommt in diesem gar nicht erst vor.
Zumindest nicht in Form von Herzen, die zueinander finden. Was aber in Hagen Rethers fulminantem Plädoyer für das Mitgefühl sichtbar wird, ist die Menschenliebe eines Kabarettisten, der noch an die Möglichkeit zur Umkehr am Abgrund glaubt.
Den so genannten gesellschaftlichen Konsens stellt er vom Kopf auf die Füße und die Systemfragen gleich im Paket. Rethers ebenso komisches wie schmerzhaftes, bis zu dreieinhalbstündiges Programm infiziert das Publikum mit gleich zwei gefährlichen Viren: der Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und der Erkenntnis, dass wir alle die Kraft zur Veränderung haben.