von Ann-Kristin Eickenbusch und Sarah Becker, Illustration: Lisa Lorenz
Die junge Filmbranche in Mainz leidet unter Geldnot. Eine Förderung soll Abhilfe schaffen. Und das FILMZ-Festival findet 2013 auch wieder statt.
Am Montag in die Preview, am Dienstag den Kinotag ausnutzen oder donnerstags Premieren feiern. Am Samstag dann ein gemütlicher DVD-Abend und Sonntag, na klar, Tatort schauen. Film und Fernsehen sind omnipräsent, Kulturgut sozusagen. Doch die wenigsten machen sich Gedanken über den Hintergrund der allabendlichen Unterhaltung. Wie entstehen Filme, wer produziert sie? Und über allem: Wie wird das Ganze finanziert? Während es zu diesem Zweck in fast allen Bundesländern Filmstiftungen gibt, gehen junge Filmemacher aus Rheinland- Pfalz eher leer aus. Denn: Eine richtige Filmstiftung gibt es hier bisher noch nicht und auch das lokale FILMZ-Festival fiel 2012 aufgrund der prekären finanziellen Lage aus. Das „Mainzer Manifest“ im letzten November sollte (Ab-)Hilfe schaffen. Wie ist also der Stand der Dinge?
Abschied von FILMZ – Zeit für das Manifest
Mainz ist Medienstadt. Es ist Geburts- und Wirkungsort Gutenbergs, wir haben das ZDF, den SWR, Teile von Sat1 und 3sat, es gibt eine Vielzahl an verschiedenen film- und medienspezifischen Studiengängen und sogar ein eigenes Filmfestival. Eigentlich genügend Gründe, Fördergelder fließen zu lassen. Aus finanziellen und personellen Gründen musste jedoch bereits das FILMZ: Festival des deutschen Kinos – im letzten Jahr eingestampft werden. Hier wurden seit 2001 aktuelle Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentiert. Das Festival galt als alljährliches Kino- Highlight für Cineasten. Doch die Zeit, die sonst in Organisation und Durchführung gesteckt wurde, blieb nicht ungenutzt: Eine Gruppe Mainzer Film- und Medienschaffender setzte sich an einen Tisch, holte Ideen und Konzepte früherer Diskussionen aus der Schublade und formulierte das „Mainzer Manifest“ als Maßnahme zur Institutionalisierung einer hiesigen Film- und Medienförderung. Seit der Präsentation im November haben 450 Personen unterzeichnet, unter ihnen auch prominente Unterstützer wie Wim Wenders, Mario Adorf und Dominik Graf.
Film- und Medienförderung – Zuversicht lohnt sich
Mitinitiator Tidi von Tiedemann von der Mainzer Filmproduktionsfirma „Kontrastfilm“ redet von einer erstaunlich schnellen Reaktion: Produktive Arbeitsgruppengespräche mit Kultus- und Wirtschaftsministerium sowie Kulturstiftung ergaben ein ‚Starterprogramm’, das nun vorrangig die „Forderung einer institutionalisierten Schaltstelle“ umsetzen soll. Die Initiativgruppe um Kulturmanager Urs Spörri und Tiedemann setzt auf eine zentrale Anlaufstelle, um die Fäden transparent und unmittelbar für alle Filmschaffenden zu bündeln. Konkret geplant sei eine unabhängige, ausbaufähige Ein-Personen-Stelle, die geeignete Drehorte vermittelt, Finanzmittel entgegennimmt und zielgerichtet verteilt. Stellvertretend für die Politik sieht Ulrich Steinbach, medienpolitischer Sprecher der GRÜ- NEN sowie Mainzer Landtagsabgeordneter, erkennbare Chancen für eine rheinland-pfälzische Filmstif tung: „Wir haben uns auf den Weg gemacht. Jetzt soll zusammengerafft werden.“ Einen weiteren unmittelbaren Erfolg konnte die Initiativgruppe bereits verzeichnen: „2013 wird FILMZ wieder stattfinden“, ist Spörri zuversichtlich, „es könnte positiver nicht laufen!“ Klingt, als wären sich alle Beteiligten hinsichtlich einer effektiven Filmförderung für Rheinland-Pfalz einig. Ob entsprechende Taten und Gelder folgen, bleibt angesichts der angespannten finanziellen Situation von Stadt und Land abzuwarten.
Eine Heimat für den Film
Dass sich Mainzer Produktionen lohnen, zeigte nicht erst das diesjährige Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken. Unter fünfzig präsentierten Filmen konnten auch drei Mainzer Früchte ernten. Und Johannes Lehnen, ein junger Filmschaffender aus Mainz, war sogar als Mitglied der Berlinale- Jugend-Jury 2013 dabei. Von Tiedemann: „Mainz ist bewegt von jungen, dynamischen Filmleuten, die sich in ihrer (Wahl)-Heimat Rhein-Main ihrer Arbeit mit Herzblut und Hingabe widmen. Eine fehlende Förderung zwingt jedoch viele von ihnen in die künstlerische Emigration. Rheinland- Pfalz stellt sich da etwas stiefmütterlich dar.“ Zeit also, dass auch diese Episode die verdiente Aufmerksamkeit und Belohnung erhält – und endlich ein Happy End produziert.
Wer Lust hat, das diesjährige für November geplante FILMZ-Festival aktiv mitzugestalten, kann sich melden unter leitung@filmz-mainz.de