Die Vorstandsvorsitzende der Bahn-Güterverkehrssparte DB Cargo Sigrid Nikutta kündigt im SWR an, den Standort im Büroturm Alpharotex am Frankfurter Flughafen aufzugeben und nach Mainz zurückzuziehen: „Weil ich der festen Überzeugung bin: Mainz ist das Herz des Güterverkehrs und wir sollten auch alle wieder am Herzen zusammen ziehen.“ Rund 500 Mitarbeiter werden also wieder hierher pendeln. Noch gebe es zwar viel Widerstand, so Nikutta. Doch für das Unternehmen sei es wichtig, an einem Standort zusammen zu sein. In der Vergangenheit gab es angesichts der Verlagerung von Aufgaben weg von Mainz die Befürchtung, dass der Standort nach und nach ausblutet. Jetzt wird geprüft, ob das Gebäude an der Rheinstraße, in dem bisher rund 800 Beschäftigte arbeiten, für bis zu 1.300 Mitarbeiter ausreicht, oder ob noch zusätzliche Bürofläche angemietet werden muss.
Nikutta geht auch auf die Herausforderung ein, die stark defizitäre Güterverkehrssparte der Bahn wieder auf besseren Kurs zu bringen: „Dass der Güterverkehr hart, wahrscheinlich noch ein Stück härter ist, war mir klar. Denn es geht ja nicht nur darum, wie mache ich das Geschäft, sondern es geht auch um die Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa.“ Nikuttas Ziel: den Anteil der Schiene am Güterverkehr von 19 auf 25 % steigern. Konkret heißt das: 25 Mio. LKW-Fahrten sollen von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Dazu soll der Schienengüterverkehr für die Kunden so einfach wie Onlineshopping werden. Nur wenn das klappe, seien auch die Klimaziele zu erreichen.
Vorstandsvorsitzende von DB Cargo ist Mainz-Fan
Der Güterverkehr auf der Schiene ist das Sorgenkind der Deutschen Bahn. Seit Jahren schreibt sie hohe Verluste in zwei- oder dreistelliger Millionenhöhe. Der für das gesamte Jahr 2020 eingeplante Verlust von rund 350 Mio. Euro ist nun schon im ersten Halbjahr aufgelaufen. Die promovierte Psychologin und Mutter von fünf Kindern pendelt jede Woche zwischen Berlin und Mainz. Gerade durch die Großstadt Berlin wisse sie Mainz richtig zu schätzen: „Ich bin ein großer Fan der Stadt. Wenn man draußen sitzen kann in Weinlokalen, das hat schon was.“