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Allianzhaus: Vorerst keine Baugenehmigung für Flüchtlingsunterkunft und „Schon Schön“

mainz lokales / Allianz Haus Foto: Sascha Kopp

 

Aus der Allgemeinen Zeitung von Monika Nellessen

Der Schallschutz erschwert nach wie vor die Umwandlung des Allianzhauses in eine Flüchtlingsunterkunft. Nach AZ-Informationen ringen Stadt und Klubbetreiber Norbert Schön weiter um einen Kompromiss, wie im selben Gebäude laute Klubveranstaltungen, teils mit Live-Musik, stattfinden sowie bis zu 400 Menschen wohnen könnten.

Auf CDU-Anfrage erklärte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) am Mittwoch im Stadtrat, „aufgrund der komplizierten Gemengelage“ habe sie das Ganze zur Chefsache erklärt. Noch Mitte Oktober zeigte sich MAG-Aufsichtsratsvorsitzender Günter Beck nach Vorlage eines Schallschutzgutachtens seitens der MAG optimistisch, die Flüchtlingsunterkunft sei zu realisieren, wenn beispielsweise über dem „Schon Schön“ Gemeinschaftsräume statt Schlafräume entstünden. Dann allerdings gab es nach AZ-Informationen eine Komplikation: Das städtische Umweltamt, das im Zuge des Baugenehmigungsverfahren beteiligt wurde, verlangte offenbar eine weitere Schallschutz-Expertise.

Deren Resultat soll weder Bürgermeister Beck noch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die Klub und Flüchtlingsunterkunft unter einem Dach vereinbaren wollen, sonderlich geschmeckt haben. Denn laut dieser Messungen in städtischer Eigenregie soll das „Schon Schön“ noch lauter sein als im Gutachten, das die MAG vorgelegt hatte. Was die Sache zusätzlich erschwert: Nachdem die MAG dem Klub Brandschutzmängel attestiert hatte, musste auch Klubbetreiber Norbert Schön Bauanträge stellen. Damit steht aber grundsätzlich auch seine Betriebserlaubnis auf dem Prüfstand.

Dezibel-Werte vermutlich zu hoch

Seine Konzession soll Lärmemissionen in Nachbarräume tagsüber bis 35 Dezibel und nach 20 Uhr nur 25 Dezibel zulassen. Angeblich liegen die tatsächlichen Werte weitaus höher. Da die Büros, die mittlerweile ausgezogen sind, abends nicht besetzt waren und die einzige noch vorhandene Wohnung mehrere Stockwerke über dem Klub liegt, hat dies aber bislang im Haus niemanden gestört. Auf Beschwerde eines Nachbarn hin musste der Klub hingegen vor einigen Jahren die Lautstärke nach unten pegeln. Weitere Reduzierungen sehe er aber kritisch, um sein Geschäftskonzept nicht zu gefährden, so heißt es. Von Schön war am Mittwoch keine Stellungnahme zu erhalten.

Indirekt bestätigte Grosse am Mittwoch im Stadtrat gegenüber CDU-Fraktionschef Schönig, dass die Stadt mittlerweile mit zwei Schallgutachten hantiert. Zu den Bauanträgen von Schön und der MAG heißt es in ihrer schriftlichen Antwort: „Die beantragten Nutzungsarten müssen innerhalb des Gebäudes unter baurechtlichen Gesichtspunkten – und dazu gehört auch die Verträglichkeit unter Beachtung des Rücksichtnahmegebotes – geprüft werden“. Unter der Hand verlautete aus dem Rathaus, damit die Flüchtlingsunterkunft zustande komme, müsse sich Schön kompromissbereiter als bislang zeigen und könnten wohl nur 100 bis 200 Flüchtlinge untergebracht würden, weit vom Klub entfernt. Die Frage dürfte dann allerdings sein, ob sich die Umbaukosten in sechsstelliger Höhe noch rechnen.