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Und sowas essen wir – Hühner aus Massentierhaltung gerettet

Mitte Oktober war der Verein „Rettet das Huhn e.V.“ wieder unterwegs in einer Bodenhaltung in NRW. Der Verein übernimmt seit Jahren „ausgediente“ Hennen dieses Betriebs. Diese leben in zwei Stallabteilen zu je 1.600 Hennen. Nach 12 Monaten ohne Tageslicht, 9 Hennen pro Quadratmeter, stehend auf Beton und Metallgitter, in beißender, stickiger Luft, ohne Möglichkeit arteigenes Verhalten auszuleben, versklavt als Eiermaschine, führt ihr weiterer Weg zumeist in den Schlachthof. Der Verein war wie jedes Mal erschüttert vom Zustand der Tiere und konnte 1.158 Tiere lebend aus dem Stall holen und vielen lieben Menschen in NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg übergeben.

Mehr zu den persönlichen Helferberichten hier:

„Der 14. Oktober 2017 rückte näher – mein erster Einsatz als Helferin bei Rettet das Huhn e.V.: Sehr früh am Morgen ging es mit dem Transporter nach NRW. Ich war aufgeregt und besorgt, was mich erwarten würde. In welcher Verfassung würden die Hennen sein? Wie würde der Stall aussehen?

Als wir ankamen, wuselten schon viele nette Helfer mit Transportboxen umher. Jeder hatte eine Aufgabe. Es ging los, und ich bekam eine volle Schutzausrüstung, da ich mit in den Stall durfte.

Die Tür öffnete sich, lautes Gegacker und ein strenger Geruch kamen mir entgegen. Ich erschrak: Der Stall ähnelte eher einem großen, dunklen und schrecklichen Käfig, der sich über zwei Etagen plus Gitterboden erstreckte. Keine Einstreu, kein Tageslicht, keine Beschäftigung – überall Kot, Gestank und pures Metall. Die Tiere sahen schrecklich aus, sie hatten teils nicht eine einzige Feder am Leib und einige waren verletzt.
Ich kletterte in die Käfige, um besser an die Hennen heran zu kommen. Die Enge war unbeschreiblich. Ich konnte mich kaum bewegen und rutsche etliche Male auf dem Kot, der sich auf den Stangen stapelte, ab.
Für ein paar Hennen kamen wir leider zu spät. Wir konnten sie nur noch Tod von den Gittern bergen. Die verletzten Hühner wurden sofort intensiv betreut und wurden später auf Pflegestellen verteilt – alles war super organisiert!

Wir holten Huhn für Huhn aus ihren Gefängnissen und trugen sie – das erste Mal in ihrem Leben- ins Tageslicht. Mein Herz ging auf vor Freude zu sehen, wie die Hühner die ersten Sonnenstrahlen auf ihrer nackten Haut genossen. Nach einigen Stunden waren wir, im wahrsten Sinn des Wortes, fertig. Endlich waren alle Hühnchen ausgestallt.
Draußen in den Transportboxen tönte ein aufgeregtes Gackern. Viele der Hennen fingen schon in den Boxen an, in der Sonne zu baden, zum ersten Mal in ihrem Leben – herrlich, welch ein schöner Anblick!

Nass geschwitzt schaute ich ein letztes Mal in den dunklen Stall. Auf der linken Seite schauten mich viele Hühneraugen an. Leider durften wir nur die rechte Seite ausstallen. Ich hatte einen Kloß im Hals, da ich wusste, dass die Hühner auf der linken Seite noch einige Monate in dieser Gitterhölle ausharren müssen, ehe wir auch sie abholen dürfen, und dass es viele von ihnen nicht überleben werden… Dann wurde die Tür geschlossen, und ich zog meine Schutzkleidung aus.

Die Hennen in den Transportboxen wurden in verschiedene Transporter verladen und in ein neues Leben geschickt.

Wir fuhren mit unserem Transporter zu 3 Übergabestellen, wo viele nette Leute schon aufgeregt auf ihre Hennen warteten. Ihr Anblick erschütterte viele Menschen. Schließlich hatten wir alle Hühner an ihre neuen Besitzer verteilt – was für ein großartiges Gefühl!
Nachdem wir alle Transporter, Boxen und das Equipment gereinigt hatten, fuhr ich erschöpft nach Hause.

Ein langer aber sehr erfolgreicher Tag liegt hinter mir. Ich bin voller Freude und fühle mich gut, da ich weiß, dass alle geretteten Hennen ein tolles neues zu Hause gefunden haben!
Dennoch muss ich an die Hennen auf der linken Seite des Stalls denken… Dieser Gedanke lässt mich fest entschlossen sein, auch ihnen das nächste Mal als Helferin bei Rettet das Huhn e.V. in ein besseres und vor allem artgerechtes Leben zu helfen.“

Franziska Becker, Helferin Ausstallung NRW 14.10.2017

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„Hallo Jörg,
wir möchten uns bei Euch von „Rettet das Huhn“ von ganzem Herzen bedanken. Welche Bereicherung in unserem Leben sind die vier Nackideis. Es macht solche Freude von Tag zu Tag immer wieder ein kleines Stück Freiheit und auch kleine Federchen an ihnen zu beobachten. Die vier Nackideis sind zwar noch verängstigt, wenn ich ihnen zu nahe komme, aber immerhin trauen drei von ihnen sich schon raus. Ich habe sie oben in unserem alten Hühnerstall einquartiert, aber von Anfang an nicht separiert. Ich habe gehofft, dass so die Integration besser funktioniert…. und recht behalten. Klar, die Hackordnung existiert auch unter unseren Hühnern, doch dramatisch ist es nicht. Meine zwei Mädels haben sie so sehr ins Herz geschlossen, dass der erste Gang nach der Schule sie zu den Nackideis führt. Wir haben ihnen noch keine Namen gegeben, da wir sie noch nicht auseinander halten können. Sie sehen sich ohne Federkleid so ähnlich. Sie werden alle vier bis jetzt liebevoll Nackideis genannt. Die Nackideis haben sehr viel in uns bewegt und uns beschämt, wie grausam wir Menschen doch sein können. Wir haben eine ganz andere Lebenseinstellung bekommen. Die Abholung war das Schlimmste für mich. Ich musste so weinen, als ich die Hühnis gesehen habe. Und wie sie geschrien haben – gar nicht wie Hühner, sondern wie fremde Wesen, die jämmerliche Angst haben. Meine kleine Tochter war bei der Abholung dabei, sie ist acht Jahre alt. Ich finde, man kann die nächste Generation nicht früh genug damit konfrontieren, was wir Menschen uns an den Tieren erdreisten. Sie sind uns anvertraut und wir sollten einfach mehr Verantwortung für sie übernehmen…. Mit den allerherzlichsten Hühnergrüßen… Katja….“

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„Hallo liebe Hühnerretter,
ich habe ganz bestimmt die absolut tollsten Mädels abgekriegt. Und dabei rede ich nicht von Schönheit im geläufigen Sinne. Ich habe sie vorläufig im „alten“ Hühnerstall untergebracht… Sie haben heute suuuper gegessen und getrunken… Ich habe ihnen im Hof eine Terasse eingezäunt, damit sie schon ein bissl vor die Tür konnten. Und als ich sie vorhin ins Bett bringen wollte, kamen sie mir doch tatsächlich entgegen!! Eines durfte ich ganz kurz streicheln. Hab mich soooo gefreut! Gestern abend haben sie die halbe Nacht gesungen. Das ist so ein Gurren, wunderschön….Immer wieder bin ich erstaunt, wie schnell so wirklich arme misshandelte Tierchen mich lesen können. Denn wie sonst ließe sich erklären, dass sie mir nach nicht mal 24 Stunden entgegen kommen? Umso schäbiger ist es, dass so hochintelligente kleine Tierchen so unendlich wertlos behandelt werden, und entsorgt werden, wenn die Legeleistung nachlässt. Ihre Körperchen haben nichts Schönes mehr. Aber sie sind unendlich liebenswert und ich freue mich darauf, wenn sie erstmal draußen richtige Mistkratzer sind… Liebe Grüße, Doni ….“