Geschäftsführerin Sjusanna Karapetyan begrüßt ihre Gäste getreu dem Motto „mi casa es tu casa“ (mein Haus ist dein Haus) lieb und aufmerksam. Die gelernte Geigerin, Sängerin und Detektivin sowie Mutter zweier Kinder (10 und 17 Jahre) führte das Schicksal nun zur Gastronomie ihres Lieblingslandes: Mexiko.
Geboren in Armenien und seit ihrem 15. Lebensjahr in Deutschland, zog es sie früh und oft nach Mexiko-Stadt, derzeit mindestens einmal pro Jahr. Der Name ihres Restaurants geht übrigens auf die beiden letzten Herrscher der Azteken (15. und 16. Jahrhundert) zurück. Übersetzen lässt er sich mit „Er schaut finster drein wie ein Fürst“. Sjusanna schaut zum Glück ganz anders.
Importieren was geht
Aus Mexiko stammen auch Interieur und Deko im gemütlichen, südamerikanisch-farbenfroh verspielten Gastraum sowie die Köche David und Sergio. Aber auch Chilischoten, viele Zutaten, Geräte und Gewürze ihrer Küche sind importiert. Jeden Abend von 17 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag bis 1 Uhr ist der Laden geöffnet, Montag Ruhetag. Jahrzehntelang war die Kneipe als „Zum Kohle-Nache“ bekannt, vor mehreren Monaten musste das ganze Lokal erst einmal aufwendig saniert und neu gestaltet werden, Toiletten und zweiter Gastraum inklusive. Im Januar wurde dann (endlich) neueröffnet. Inhaberin ist Hayat Mua, die ein paar Häuser weiter auch das „Madiba Afrika“ betreibt.
Speisekarte verheißungsvoll
Die Frage „Was kannst du uns denn empfehlen?“ ist beim Betrachten einer derart breiten Auswahl nicht leicht zu beantworten, zumal die meisten Mainzer wenig Mexiko-Erfahrung haben werden. Hauptgerichte und Vorspeisen, Weine, frische Zutaten, selbstgemachte Soßen, Limos und Cocktails (z. B. „echte Margaritas“) finden sich auf der Karte wieder. Eine Vorspeise, die Kalorienbewussten schon ein Hauptgericht ersetzen kann und es uns direkt angetan hat (auch angesichts des Preises von 4,90 Euro), ist das „Tostada“: Bohnen, Salat, Käse und Crème fraîche auf einem frittierten Mais-Tortilla, wahlweise mit chilimariniertem Hähnchen oder Schwein und einer der vier würzigen bis pikanten Salsa-Soßen des Hauses. Dazu passt prima ein „Iguado Cabernet Sauvignon Merlot“ Rotwein (6,20 Euro, 0,2 l).
Burritos, Fajitas, Alambres
Auch die Weizenmehl-Tortillas sind selbstgemacht. Noch authentischer und richtig lecker ist aber die Mais-Variante. Die sind allerdings bloß Beilage zur heiß servierten Grillpfanne „Fajitas“ (von vegetarisch 11,90 bis Rindstückchen 15,50 Euro, inkl. Guacamole und zwei Salsas) oder der beliebten, mit Käse überzogenen „Alambres“ (veg. 12,50, Rind 15,50 Euro, mit drei Salsas). Zur Auswahl steht bei den Salsas fein abgeschmeckt auch Pico de Gallo, ein Koriandersalätchen, mild oder würzig. Ebenfalls empfehlenswert ist der klassische Burrito (8,90 bis 10,90 Euro), mit Käse und on top Salsa nach Wahl sowie einer traditionellen Guacamole mit viel Limette und ohne Knobi. Optisch und kreativ überrascht die „Mole Poblano“ mit Schokochilisoße (siehe Rezept), die insbesondere abgekühlt richtig gut schmeckt. Die Schokoaromen kommen schön zur Geltung und umhüllen Mais-Tortilla-Röllchen samt Fleischfüllung. Genial gemacht und somit seine 13,50 Euro wert.
Schmeckt wie in Mexiko
Eine hellgrüne, harmlos aussehende Chilischote am Rande des Tellers wird uns kurzweilig zum Verhängnis. Die Schärfe vergeht dank Mais-Tortilla, saurer Sahne und der einmaligen Gurkenlimo: ein hausgemachter Mix aus Salatgurke, Limettensaft, Holundersirup und Bitter Lemon (4,90 Euro). Alles in allem ist das Moctezuma kein Tex-Mex-Kalifornier, sondern ein Ort authentischer Speisen und Getränke mit viel Mexiko-Gefühl. Dazu wird liebenswert beraten und bedient, in optisch ansprechendem Ambiente.
Rezept
Schokochilisoße (Mole Poblano, für vier Personen)
110 g Anchos, 50 g Pasillas und 15 g Guajillo Chilischoten, 1 Kochbanane, 1/4 Liter Hühnerbrühe, 375 g Zwiebeln, 5 Knoblauchzehen, 75 g geschälte Mandeln, 4 Nelken, 1/2 TL Pfeffer, 1/2 TL Zimt, 1/4 TL Anissamen, 50 g Rosinen, 75 g Zartbitterschokolade, 2 EL Öl, 15 g Butter, 1/2 EL Sesam.
Die getrockneten Anchos, Pasillas und Guajillo mit Kochbananen leicht rösten, herausnehmen und in warmen Wasser 30 Minuten einweichen. Das Wasser abgießen und die weichen Chilis im Mixer pürieren. Knoblauch und Zwiebeln dünsten und pürieren. Separat Mandeln, Nelken, Sesam, Pfefferkörner, Zimt und Anissamen in Butter leicht dünsten. Zusammen mit den Rosinen pürieren. Alle pürierten Zutaten in einen Topf geben und rührend 5 Minuten leicht köcheln. Zartbitterschokolade raspeln und der Soße beigeben. Mit Hühnerbrühe auffüllen und 20 bis 30 Minuten köcheln.
von Thomas Schneider
Fotos: Daniel Rettig