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Hausbesetzung von „Büro Wahlich“ durch „Squat Mainz“ mißglückt


Heute, am 23. Juni gegen 13 Uhr versuchte eine linksautonome Truppe, die sich „Squat Mainz“ nennt, das leerstehende Gebäude „Büro Wahlich“ in der Rheinallee 104 zu besetzen. Mit der Besetzung sollte „ein Zeichen gegen die Verdrängung unterprivilegierter Menschen aus dem städtischen Raum gesetzt und ein Raum für gesellschaftskritische Arbeit, Vernetzung, Leben und Kultur geschaffen werden.“ Knappe zwei Stunden später war die Squat allerdings schon wieder draußen, denn „in Warnwesten gekleidete Menschen, die von sich behaupteten, das Hausrecht auszuüben, überraschten die Besetzer“ und drohten angeblich mit Repressalien. Für die Besetzer sei es dennoch „mit dieser Aktion gelungen, ein Zeichen zu setzen, und sowohl auf die hohen Mietpreise und die Wohnungsnot in Mainz, als auch die Verdrängung ganzer Bevölkerungsschichten aus einem gemeinschaftlichen Leben“ aufmerksam zu machen. Die Möchtegern-Besetzer wollen sich jedoch von diesem Misserfolg nicht aus der Bahn bringen lassen und werden sich „weiterhin für offene Freiräume in Mainz einsetzen. Dabei vertrauen wir nicht auf die halbherzigen Versprechungen, mit denen die an einem solchen Freiraum Interessierten bisher von der Politik abgespeist wurden. Wir werden die Schaffung von unkommerziellen Freiräumen auch zukünftig selbst in die Hand nehmen.“ Ich will ja keinen verdächten, aber wenn das mal nicht die Mainusch / Bauwagen Leute vom Campus sind, weiß ich ja auch nicht … Hier noch ein paar weitere Thesen des illustren Trüppchens:

Städtischer Raum ist teuer

Räume, in denen Menschen sich begegnen können, ohne dort Geld ausgeben zu müssen, sind in unserer Stadt an den Fingern einer Hand schnell abgezählt. Gleichzeitig ist bezahlbarer Wohnraum knapp in Mainz – und wird immer knapper. Die Mietpreise sind seit 2003 im Durchschnitt um 14,3 Prozent angestiegen (bis zu 29 Prozent, siehe Mietspiegel 2003 bis 2011), das Lohnniveau stagniert. Die Politik löst diese Probleme jedoch nicht, sondern trägt zu einer weiteren Entsolidarisierung der Betroffenen bei.

 

Die Folge ist Verdrängung

Die Folge dieser Entwicklung ist die stückweise Verdrängung ganzer Bevölkerungsschichten aus dem innerstädtischen Raum in prekäre Wohn- und Lebensverhältnisse. Diese Menschen werden gleich auf zweifache Weise aus dem Leben in der Stadt ausgeschlossen: Der Mangel an unkommerziellen Räumen des Miteinanders schließt sie von der Teilnahme am öffentlichen Leben aus. Die hohen Mietpreise zwingen viele, in ausgegrenzte, stätdtische Randbezirke zu ziehen. Durch die resultierende räumliche Trennung und den Mangel an Begegnung werden Menschen vereinzelt und von einem gemeinsamen Leben ausgeschlossen.

 

Deshalb: Leerstand nutzen!

In Anbetracht dieser Tatsachen sind wir über jeden Leerstand in der Stadt empört! Aus diesem Grunde verwandeln wir das Büro Wahlich in einen öffentlichen Raum: Einen Raum des gemeinsamen Arbeitens und Lebens jenseits von kommerziellen Interessen, in dem sich Menschen verständigen und zusammentreffen können; einen Raum für soziales, kulturelles und politisches Handeln, den wir bis jetzt in Mainz vermisst haben; einen Raum zum Lernen, zum Teilen, für Kunst und Kreativität; und einen Raum, in dem Menschen nicht verdrängt, sondern einbezogen werden.

 

Für alle da

In diesem Sinne wollen wir, dass der im Büro Wahlich geschaffene Freiraum allen Menschen offen steht. Daher soll unser Projekt frei sein von Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit: Wir wollen verhindern, dass wie leider an vielen anderen Orten Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihres Alters, ihrer Herkunft, ihres sozialen Status und noch aus vielen anderen Gründen mehr ausgeschlossen werden. Das funktioniert jedoch nur, wenn Menschen sich respektieren und nicht versuchen, sich gegenseitig zu unterdrücken oder übereinander bestimmen wollen.

 

Für Rückfragen stehen wir gerne unter der Nummer 0152 12144828 oder der E-Mail squatmainz@riseup.net zur Verfügung. Ihre Anfragen versuchen wir, zeitnah zu beantworten, können jedoch nicht ausschließen, dass es aufgrund technischer Probleme zu leichten Verzögerungen kommt.

2 responses to “Hausbesetzung von „Büro Wahlich“ durch „Squat Mainz“ mißglückt

  1. Ich finde es nicht schön, dass so despektierlich über diese Gruppe geschrieben wird, denn die Thesen haben durchaus ihre Berechtigung. Grade die Tatsache der immer mehr ansteigenden Mietpreise in Verbindung mit stagnierenden Löhnen trägt nicht unbedingt zum sozialen Frieden bei. Auch die etlichen Leerstände könnten besser genutzt werden als einfach nur brach zu liegen.

  2. Wir können die Polemik auch nicht ganz nachvollziehen, ebensowenig die These, dass es sich um eine Aktion von „Links-Autonomen“ handelt, die wir nie verbreitet haben, und die auch irgendwie kontrafaktisch ist. Trotz allem ist der Squat des Büro Wahlich leider gescheitert – was nicht heißt, dass es nicht einen neuen gibt, den der Sensor noch nicht erspürt hat (vielleicht ist er doch nicht so feinfühlig?):
    In der oberen Austraße 7 ganz in der Nähe gibt es jetzt einen wunderschönen neuen Freiraum im Aufbau. Alle aktuellen Infos finden sich auf der Homepage (sqtmz.phoenix.uberspace.de) und auf Twitter unter @SquatMainz.

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