von Maike Hessedenz (aus der Allgemeinen Zeitung)
Große Einigkeit herrschte am Dienstagabend beim vierten Ludwigsstraßenforum zum Thema Stadtgestalt über die Bedingungen, die das geplante Einkaufscenter erfüllen soll: Durchlässig soll es sein und sich ins Stadtbild einpassen, so Bürgermeister Günter Beck. Was genau die Stadt darunter versteht, erläuterte Stadtplaner Günther Ingenthron: Ein wichtiges Referenzobjekt, dem stimmten auch viele Bürger später zu, sei das Haus Gutenbergplatz 1, in dem zur Zeit WMF einen Laden betreibt. Dieses sei vorne 12,50 Meter hoch, daran sollten sich auch die entstehenden Gebäude orientieren.
Das „Miteinander von Straßen und Plätzen“, das Abwechslung durch wechselnde Blickbeziehungen schaffe, die Wegebeziehungen müssten beibehalten werden. Das Center müsse zahlreiche Eingänge entlang der Straßenfront und insbesondere in Richtung Gutenbergplatz und Schillerplatz aufweisen. Auch die Grünstruktur und der Domblick müsse beibehalten werden, außerdem sei dem Denkmalschutz in der Altstadt Rechnung zu tragen, forderte Ingenthron.
„Keine neue Dominante werden“
„Die Stadtstruktur bestimmt das Einkaufszentrum und nicht umgekehrt“, so der Leiter des Stadtplanungsamtes. Das Neubauvorhaben solle „keine neue Dominante werden“, zudem dürften Fuststraße und Eppichmauergasse nicht überbaut werden. Konkrete Ideen für das Center sollen in einem städtebaulichen Wettbewerb erarbeitet werden.
Die Architekten Professor Dr. Annett-Maud Joppien und Professor Dr. Carl Fingerhuth vom Planungs- und Gestaltungsbeirat der Stadt wiesen darauf hin, dass eine „neue Identität nur mit Respekt vor der Geschichte erfolgreich sein kann“, und die „große Identität von Mainz ist der Blick auf den Dom“. Zudem dürfe der Komplex, der schon jetzt der größte geschlossene Block in der Stadt sei, nicht noch größer werden, so Fingerhuth. Hartwig Daniels, Sprecher der Bürgerinitiative Ludwigsstraße fand sogar, dass der „Klotz schon jetzt zu groß für die Umgebung ist.“ „Wir wollen keine beheizte und klimatisierte Stadt in der Stadt“, sagte er.
Essentiell sei, so Thomas Dang, der für die Mainzer Architekten sprach, die Lu aufzuwerten und das Stadtquartier, das durch die Plätze markiert werde, beizubehalten. „Die Stadt muss ihre Planungshoheit wahrnehmen.“
Transparente Brücke über Eppichmauergasse?
Eine Forderung, der Baudezernentin Marianne Grosse gerne nachkommen will: „Die Stadt, beziehungsweise ich bin die Dame des Verfahrens“, stellte sie fest. Und für sie sei klar, dass zum einen 30.000 Quadratmeter als Größenordnung zu viel seien und dass Eppichmauergasse und Fuststraße nicht überbaut werden dürften.
Zwei Punkte, die noch für Diskussionsstoff zwischen der Dezernentin und dem Investor ECE sorgen könnten: Wie ECE-Projektentwickler Gerd Wilhelmus am Rande des Lu-Forums im AZ-Gespräch sagte, denke er sehr wohl nach wie vor über eine Überbauung der Eppichmauergasse im oberen Stockwerk nach. „Das Center muss durchgängig bleiben“, er plane eine Art transparente Brücke, die sich in die Altstadt integrieren soll.
Was die Größe des Centers angeht, scheint ebenfalls das letzte Wort noch nicht gesprochen. Im Ortsbeirat Altstadt habe er betont, dass in einem Center mit insgesamt 25.000 Quadratmetern Fläche nach Abzug von Gastronomie und Karstadt nur 7.500 zusätzliche Quadratmeter blieben, aus denen das Projekt dann finanziert werden müsste, „das ist wirtschaftlich nicht machbar“, sagte er. Mit nahezu allen anderen Punkten, die Stadt, Bürger und Architekten angeführt hätten, könne er gut leben. „Wir können gerne 2012, 2013 und 2014 noch nutzen, um in aller Ruhe ein Konzept zu entwickeln, das konsensorientiert ist“, meinte Wilhelmus, „wir haben es überhaupt nicht eilig.“